pathologische Reflexe

  1. Orbicularis-oculi- Reflex
    (= Glabellareflex = Nasopalpebralreflex)
    • Auslösung: Schlag auf die Glabella (Knochenwulst zwischen Augenbrauen) oder auf einen finger, der am lat. Orbitarand unter Anspannen d. M. ocbicularis oculi aufgelegt wurde
    • Erfolg: Verengung des Lidspalts durch M. orbicularis oculi (evtl. beidseits)
    • Bedeutung: gesteigert bei supranukleärer Läsion der kortikopontinen Bahnen u. extrapyramidalen Erkrankungen
  2. Korneomandibularreflex (= Wiking Jaw)
    • Auslösung: wie Kornealreflex nur mit leicht geöffnetem Mund (bestreichen der Korneal von lateral mit Watte)
    • Erfolg: Kifer weicht zur Gegenseite des Reizes ab
    • Bedeutung: bei homolateraler Läsion kortikobulbörer Bahnen, Status lacunaris, Bulbärparalyse
  3. Marcus- Gunn- Phänomen (=Wiking Jaw)
    • Auslösung: Mundöffnen und Kieferbewegung
    • Erfolg: ein vorher ptotisches Augenlid wird sehr kräftig hochgezogen
    • Bedeutung: Beweis, dass die vorher bestehende Ptose nicht peripher paretisch oder myastenisch bedingt war
  4. Bulldoggenreflex
    • Auslösung: Spatel zwischen Zähne des Patienten legen
    • Erfolg: Patient beißt so zu, dass sein Kopf am Spatel hochgezogen werden kann
    • Bedeutung: Enthemmungsreflex bei diffusem kortikalem Schaden, z.B. postanoxisch
  5. Orbicularis-oris- Reflex (= Schnauzreflex; = Nasomentalreflex)
    • Auslösung: Finger o. Spatel auf lateralen Mundwinkel o. Lippen legen; leichter Schlag darauf (evtl. auch von Glabella her auslösbar)
    • Erfolg: Kontraktion des M. orbicularis ori mit Vorstülpen der Lippen
    • Bedeutung: beim gesunden nicht oder nur angedeutet vorhanden, gesteigert bei supranukeären oder kortikopontinen Schädigungen (Status lacunaris, extrapyramidalen Erkrankungne, M. Parkinson)
  6. Saugreflex (= Fressreflex)
    • Auslösung: leichtes u. langsames Bestreichen der Mundspalte
    • Erfolg: Saug- u. evtl. Schluckbewegungen,, gelegentl. Beißen, Mundöffnung und Zuwenden des Kopfes
    • Bedeutung: tiefgreifender, diffuser Hirschaden, Dekortikation, z.B. bei apallischem Syndrom, nach Anoxie oder schwerem SHT (bei Säuglingen normal; später Enthemmreflex)
  7. Wartenberg-Reflex (=Daumenzeichten)
    • Auslösung: Digiti 2-5 wereden gegen einen Widerstand hin gebeugt (einhaken u. kräftig ziehen)
    • Erfolg: Beugung des Daumens
    • Bedeutung: deutet auf Pyramidenbahnläsion hin
  8. Palmomentalreflex
    • Auslösung: kräftiges Bestreichen von Daumenballen o. Handfläche mit Fingernagel o. Holzstab
    • Erfolg: homolateral dazu Kontraktion der Kinnmuskulatur
    • Bedeutung: gesteigert o. seitendifferent bei diffusen zerebralen Schädigungen (Multiinfarktsyndrom, Hirnatrophie), falls nur einseitig deutet es auf Läsion der kontralateralen Hälfte hin
  9. Greifreflex
    • Auslösung: Bestreichen der Handinnenfläche
    • Erfolg: Fingerbeugung bis zum Festhalten des Reizgegenstands
    • Bedeutung: normal beim Säugling, später bei diffusem Hirnschaden (v.a. Stirnhirn) kontralateral bei Stirnhirnläsion, homolateral bei Stammganglienherden
  10. Nachgreifen (Grasping and Groping; Magnetphänomen)
    • Auslösung: Gegenstand wird der Hand des (nicht bewusstlosen) Patienten näher gebracht
    • Erfolg: Hand folgt mit Greifbewegung dem Gegenstand wie einem Magnetem
    • Bedeutung: bei diffuser Frontalhirnerkrankung, Stammganglienläsion
  11. Massenreflexe der unteren Extremität bei Querschnittsläsion
    • Auslösung: z.B. durch kräftige passive Flexion von Zehen u. Vorfuß (Marie-Foix-Handgriff)
    • Erfolg: Retraktion des (sonst plegischen) Beins durch Beugen im Hüft- u. Kniegelenk
    • Bedeutung: beweist Intaktheit der spinalen Reflexbögen, Pflegehandgriff
  12. Barbinski-Fußsohlenphänomen
    • Auslösung: Bestreichen des lateralen Fußrandes von der Ferse bis zur kleinen Zehe (evtl. auch quer, vorderes Fußgewölbe)
    • Erfolg: tonische (langsame) Dorsalextension der Großzehe, übrige Zehen bleiben in Ausgangsstellung o. spreizen sich (Fächerphänomen)
    • Bedeutung: weist auf Pyramidembahnläsion hin
  13. Oppenheim-Reflex
    • Auslösung: kräftiges Bestreichen der Schienbeinkante von proximal nach distal (schmerzhaft!)
    • Erfolg: tonische (langsame Dorsalextension der Großzehe, übrigen Zehen bleiben in Ausgangsstellung o. spreizen sich (Fächerphänomen
    • Bedeutung: weist auf Pyramidenbahnläsion hin
  14. Gordon-Reflex
    • Auslösung: kräftiges Kneten oder Bestreichen der Wade
    • Erfolg: tonische (langsame Dorsalextension der Großzehe, übrigen Zehen
    • bleiben in Ausgangsstellung o. spreizen sich (Fächerphänomen
    • Bedeutung: weist auf Pyramidenbahnläsion hin
Author
miriam86
ID
61914
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