11 Emotionen und kognitive Verzerrungen

  1. Zusammenfassung
    • Verhaltensstörungen sind Indikatoren für Störungen der
    • Verhaltenssteuerung und Beeinträchtigungen des Wohlergehens

    • Verhaltensstörungen lassen sich anhand ethologischer und
    • neurobiologischer Aspekte der Verhaltenssteuerung klassifizieren

    • Mittels neuropsychologischer Verhaltenstests lassen sich
    • Verhaltensstörungen dieser Klassifikation zuordnen

    Eine biologisch (statt wie bisher formal) begründete Klassifikation ist Voraussetzung für eine wirksame Prävention und Therapie
  2. Verhaltensstörungen
    • Fast alle Verhaltensstörungen sind abnormal repetitiv
    • ARV-> Abnormal Repetitives Verhalten (ARV) entwickelt sich über Zeit
    • nimmt zu in Frequenz und Dauer -> Intensivierung
    • nimmt ab in der Variabilität -> Ritualisierung
    •  wird unabhängig von den auslösenden Faktoren -> Emanzipation

    • Reaktionen auf die Beeinträchtigung hochmotivierten Verhaltens
    • Appetenzverhalten -> Pacing (Raubtiere; Clubb & Vickery 2006)
    • Intentionsbewegungen -> Weben (Pferde; Nicol 1999)
    • Übersprunghandlungen -> Leckdermatitis (Hunde; Mills & Lüscher 2006)
    • Umorientiertes Verhalten -> Besaugen (Kälber; Keil & Langhans 2001)
  3. Stereotypien bei Labormäusen
    • Gitternagen und Hüpfen
    • Kommen vor allem bei ungenügende Beschäftigung oder zu kleine Käfige vor
    • Ursprung und Entwicklung: Aufrichten-> Hüpfen, Klettern -> Gitternagen
    • Durch mehr Beschäftigung (Nestbau, Sandarena, Enrichment) können diese Stereotypien beseitigt werden
  4. Verhaltensstörungen bei Pferden
    Koppen und Weben

    • Koppen
    • Eine Stereotypie, von der ca. 4% aller Pferde betroffen sind
    • Stereotypie -> Repetitive, unveränderliche Verhaltensmuster ohne erkennbaren Zweck.
    • Koppen (crib-biting)
    • Pferd setzt Schneidezahne des Oberkiefers auf fester Unterlage auf
    • (oder fasst diese mit den Zähnen), presst unter Anspannung des
    • Nackens Luft hörbar (Kopperton) in den Ösophagus.
    • Varianten ->Freikoppen, „Luftschlucken“ (wind-sucking)
    • (In den Lehrbücher meint dass das Koppen durch Langeweile vorkommt)

    • Ursachen und Auslösende Faktoren
    • Epidemiologische Studien zeigen:
    • Risikofaktoren für Koppen sind:
    • Wenig Raufutter (< 7 kg pro Tag), Viel Kraftfutter, Keine Stroh-Einstreu

    • Experimentelle Studien zeigen:
    • Luft wird nicht abgeschluckt, Koliken sind selten
    • Aber: Kopper leiden unter Magen-Darm Entzündungen und Ulcera
    • Kraftfutter vermindert den PH im Magen (Übersäuerung)
    • Magensäure wird normalerweise durch Speichel und kontinuierlichen Durchlauf von Raufutter gepuffert, aber…
    • Pferde sind keine Kühe!, Speichelfluss nur beim Kauen

    • Experimentelle Studien zeigen:
    • Wird jungen Koppern eine Diät mit Pufferwirkung (z.B. Neighlox) verabreicht, vermindern sich Magen-Darm Ulcera und Koppen
    • Signifikante Korrelation zwischen dem Rückgang der Magen-Ulcera und dem Rückgang des Koppens

    • Schlussfolgerungen zu Ursachen und Entwicklung von koppen:
    • Koppen wird vermutlich durch eine falsche Ernährung verursacht
    • Neben der Ernährung spielen jedoch andere Management Faktoren eine Rolle, insbesondere die Art des Absetzens, Stress, etc.
    • Koppen ist möglicherweise Ausdruck der durch die Entzündungen und Ulcera verursachten Schmerzen
    • Koppen dient möglicherweise der Speichelproduktion zur Pufferung der Übersäuerung des Magens
    • Mit der Zeit entsteht aus diesem Bewältigungsversuch eine Stereotypie(schadensträchtiger Anpassungsversuch)
  5. Abnormal Repetitives Verhalten (ARV)
    Adaptiv, neutral oder gestört?

    • Stereotypien -> Looping, Hüpfen
    • Zwangsverhalten (compulsive behaviour) -> Barbering (Mäuse kauen sich gegenseitig den Fell ab)
    • Stereotypien und Zwangsverhalten bei Menschen -> Autismus Spektrum Störungen, Trichotillomanie (compulsive hair pulling)
  6. Verhaltenssteuerung am Beispiel vom Pferd
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    • Raubfeind =>
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  7. Hierarchie der Verhaltenssteuerung
    • Jede Ebene besitzt einen direkten und einen indirekten Pfad Image Upload 6
    • Der indirekte Pfad bewirkt Inhibition auf zwei Arten

    • Inhibition
    • a) Unterdrückung konkurrierender Motivationen, Ziele, Verhalten,…
    • b) Beendigung aktivierter Motivationen, Ziele, Verhalten,…

    • Disinhibition (beeinträchtigte Inhibition)
    • a) Mangelnde Unterdrückungimpulsives Verhalten
    • b) Fehlende Beendigung perseveratives Verhalten (krankhaftes Beharren, Haftenbleiben, Nachwirken -> Bsp. Zeichne einen Kreis: Es werden sehr viele Kreise gezeichnet)

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  8. Hierarchie der Verhaltenssteuerung: Klassifikation  von ARV
    • Zwangsverhalten
    • Abnormales Wiederholen eines Verhaltensziels (variabel in der Form)
    • Verhaltenstest: Set-shifting-Test


    • Stereotypie
    • Abnormales Wiederholen eines Verhaltensmusters (ziellos)
    • Verhaltenstest: Guessing-Test
  9. Hierarchie der Verhaltenssteuerung: Diagnose von ARV bei Menschen und Translation auf Tiere
    TEST

    • Zwangsstörung: Set-shifting Test beim Mensch
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    • wenn das Patient Verhaltensstörungen haben würde, würde er sehr lange brauchen, um die Aufgabe zu verstehen und die richtige Form auszuwählen (z.B. sich von den Linien täuschen lassen, wobei die Form wichtig ist)

    Stereotypie: Guessing Test beim Mensch

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    • in diesem Test geht es darum festzustellen, ob der Mensch einen Verhaltensmuster aufweist. Wenn der Patient gesund wäre, würde er nicht in einer best. Reihenfolge links und rechts wählen, wenn er einer der beiden Figuren auf dem PC auswählen müsste.
    • (LRLRLRLRLR, LLRRLLRRLLRR, LLLRLLLRLLLR -> wären Stereotypien) 

    • Mögliche ähnliche Verhaltenstests bei Labormäuse
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    VALIDIERUNG der Differentialdiagnose an Labormäuse

    Gitternagen: Stereotypie?, Barbering: Zwangsstörung?

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    • TRANSLATION: Klassifizierung von Verhaltensstörungen bei anderen Tierarten (Federpicken bei Hühnern, ARV bei Hunden)
    • -> Set-Shifting Test für Hunde
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Author
LiaS
ID
358522
Card Set
11 Emotionen und kognitive Verzerrungen
Description
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