infranukleäre Paresen I #

  1. Erkläre den Regelkreis der Okulomotorik. #
    • • NH dient als Fühler und meldet, wenn die NHAbbildung nicht korrekt ist, an das ZNS
    • • ZNS fungiert als Regler, welcher von den Infos der NH ggf. die nötigen Korrekturen ableitet und die entspr. Signale an die AM sendet
    • • die AM sind das Stellglied; eine Stellungsänderung durch Aktion der AM bewirkt eine neue Abbildung auf der NH
    • • der Regelkreis schließt sich
  2. Für welche Augenbewegungen wirkt die NH als Fühler? #
    • • Blickzielbewegungen: Position des NHBildes, welches foveolar fixiert werden soll
    • • Folgebewegungen: Geschwindigkeit der Bildverschiebung
    • • OKN: Kombi aus beiden Oberen
    • • Vergenz: Disparität der NHBilder und ihre Schärfe (Kopplung mit Akkommodation)
  3. Was besagt das Gesetz nach Hering?
    • Muskelpaare gleicher Zugrichtung erhalten das gleiche Maß an Innervation
  4. Was besagt das Gesetz nach Sherrington?
    • bei Kontraktion eines Agonisten erschlafft sein Antagonist -> Prinzip der rezibroken Innervation
  5. Was besagt das Gesetz nach Donders?
    • zu jeder Blickrichtung gehört eine bestimmte Stellung des Augapfels mit einer bestimmten Ausrichtung der NHMeridiane im Raum, gleichgültig, wie das Auge diese Position erreicht hat
  6. Was besagt das Gesetz nach Listing?
    • alle Augenbewegungen aus der Primärstellung heraus sind denkbar als Bewegungen um Achsen, welche in einer Ebene liegen
  7. Nenne die allgemeine Symptomatik infranukleärer Motilitätsstörungen.
    • • Inkomitanz
    • • Primär- und Sekundärwinkel
    • • Einschränkung der monokularen Exkursion
    • • Diplopie, Konfusion
    • • Orientierungsstörungen
    • • KZH
    • • Sekundärveränderungen
    • • sekundäre Konkomitanz
    • • latente Abweichungen
    • • Veränderungen der schnellen Augenbewegungen (Sakkaden)
    • • Nervenschädigung und Heilung
  8. Erkläre den Begriff „Inkomitanz“. #
    • • unterschiedliche Schielwinkelgröße in den versch. Blickrichtungen mit Schielwinkelvergrößerung in Zugrichtung des paret. Muskels
    • -> Leitsymptom einer Parese
    • • ein Muskel wird von seinem versorgenden Nerv nicht mehr angesteuert = Ungleichgewicht der Zugkräfte aller äußeren AM
    • • die Richtung des Schielen wird durch die Hauptzugrichtung des betroffenen Muskels bestimmt und ist dort am größten
    • -> Inkomitanzmessung!
  9. Beschreibe die Entstehung der Inkomitanz am Beispiel einer Abduzensparese R. #
    • • in PP: bestehen normalerweise gleichmäßige Innervationsverhältnisse zwischen beiden horizontalen rectiß durch die Parese des N. VI wird die Innervation des rect. lateralis nicht ausreichend umgesetzt und es kommt zur Eso
    • • im Linksblick: kommt es zu keiner oder nur geringen Abweichung, da die nötigen Innervationen gut umgesetzt werden können
    • • im Rechtsblick: der rechte rect. lateralis erhält nicht ausreichend Innervation, deshalb Winkelvergrößerung
  10. Erkläre den Mechanismus, der zu einem Sekundärwinkel führt. #
    • • primärer SW: SW bei Fixation mit dem nicht paret. Auge -> der kleinere SW
    • • sekundärer SW: SW bei Fixation mit dem paret. Auge -> der größere SW
    • • Erklärung: Heringsches Innervationsgesetz
    • - soll das paret. Auge in PP fixieren, werden mehr Innervationsimpulse an den paret. Muskel geschickt, da der normale Impuls nicht ausreicht, um das Auge in PP zu bringen
    • - diese verstärkte Innervation überträgt sich nach dem Gesetz auf den Synergisten am Gegenauge, dessen Zugkraft nicht reduziert ist
    • - er kann die verstärkte Innervation voll umsetzen -> SW nimmt zu
    • - fixiert das nichtparet. Auge in PP, kann die Innervation im betroffenen Auge nicht voll umgesetzt werden, deshalb: mäßige Stellungsabweichung
  11. Was sind die DD zwischen Primär- und Sekundärwinkel und anderen Ursachen für untersch. Winkel bei Rechts- und Linksfixation? #
    • • unauskorrigierte  Anisometropie bzw. einseitige Brillenfehlkorrektur, dabei muss vermehrt akkommodiert werden -> es kommt zu vermehrter akkommodativer Konvergenz und zu einem größeren konvergenten Winkel
    • • dissoziierte Vertikaldeviation: bei Rechts-/Linksfixation untersch. SW; besonders wenn die dVD auch noch untersch. stark ausgeprägt ist; zur Differenzierung SW mit Dunkelrotglas messen
  12. Beschreibe die monokulare Exkursion bei einer Parese mit den versch. Methoden.
    • • Bewegungseinschränkung im Wirkungsbereich des paret. Muskels (immer beide Augen miteinander vergleichen)
    • • Methoden:
    • - Beurteilung nach Führungsbewegungen
    • - Limbustest nach Kestenbaum/ mit dem Lineal
    • - Goldmann- Perimeter
    • - foveolare Fixation mit Haidinger Büschel und Objekt
    • - Sehzeichen und Harmswand
  13. Wie kommt es zu Diplopie und Konfusion bei Paresen?
    • • Diplopie: 2 gleiche Bilder werden an untersch. Orten gesehen
    • • Konfusion: 2 untersch. Bilder werden am gleichen Ort gesehen
    • • bei Stellungsabweichung mit vorherigem BES entstehen DB
    • • der DB- Abstand ändert sich mit jeder Blickrichtung so wie der SW und ist am größten in Aktionsrichtung des paret. Muskels
    • • Konfusion wird nur selten angegeben
    • • können zu Orientierungsstörungen führen
  14. Wie kommt es zu Orientierungsstörungen? #
    • • das Gehirn beurteilt die Lage des fixierten Objektes nicht nach dessen tatsächlicher Lage, sondern nach dem Innervationsaufwand, den das Auge aufbringen muss, um das Objekt zu fixieren
    • • im Normalfall stimmt dies auch mit der Lage überein
    • • wenn das paret. Auge aber mehr Innervation bekommt, um in PP zu fixieren , wird das Gehirn irregeführt und nimmt an, das Objekt liege bereits in einer über die PP gelegene Position
    • z.B. Abduzensparese od: das Gehirn erhält die Information im Rechtsblick zu fixieren und gibt diese Info weiter z.B. an den Finger zum Zeigen -> der Finger zeigt nun das Objekt im Rechtsblick 
    • • wirken sich auf Hand- Auge- Koordination und aufs Gehen aus -> Störungen der egozentrischen Lokalisation; kann das vegetative NS beeinflussen und zu Schwindel/ Erbrechen führen
  15. Welche Kompensationsmechanismen werden vom Patient bewusst und/oder unbewusst eingesetzt?
    • • Zukneifen des paret. Auges
    • • Okklusion (z.B. Mattfolie, Augenklappe, Pflaster)
    • • KZH
    • • viele Pat. wissen nach einiger Zeit, welches das „richtige“ und „falsche“ Bild ist
    • • bei Kindern kann sehr schnell Suppression einsetzen, bei Erwachsenen eher selten
  16. Welche Ursachen gibt es, wenn ein Patient. trotz erworbener Parese keine Diplopie wahrnimmt?
    • • vorbestandener Strabismus mit Suppressionsfähigkeit
    • • in PP kann die Parese kompensiert werden
    • • durch einseitig schlechten Visus bei Amblyopie oder org. Visusminderung werden DB nicht bemerkt
    • • DB-Abstand liegt soweit auseinander, dass der Patient das 2. Bild gar nicht bemerkt
    • • bei Kindern durch schnell eintretende Suppression- hier kann ein Prismenausgleich das BES unterstützen und eine Amblyopie verhindern
  17. Beschreibe Sekundärveränderungen bei Paresen. #
    • a) am paret. Muskel (z.B. rect. lateralis od):
    • • durch fehlende Muskelkontraktionen ist der Muskel ständig gedehnt
    • • es kann deshalb zur Degeneration (Atrophie) des Muskels kommen
    • • es wird angenommen, dass dies zwischen dem 1. und 2. Jahr nach dem Auftreten der Parese geschieht
    • b) am ipsilat. Antagonisten (z.B. rect. medialis od):
    • • der Muskel ist permanent kontrahiert, also verkürzt
    • • es fehlt die Erschlaffung/ Dehnung
    • • der Muskel wird kontrakt, er verliert seine Dehnungsfähigkeit (kann sich nach OP oder Regeneration wieder lösen)
    • c) Fibrose: Vermehrung von Bindegewebe- Umwandlung von Muskelgewebe
  18. Was ist unter sekundärer Konkomitanz zu verstehen? #
    • • darunter versteht man den Übergang eines paret. Schielens in ein konkomitantes Schielen; selten
    • • kann man durch Anamnese oder Vorbefunde unterscheiden
    • • Regeneration kann primär die hochschwelligen Neurone betreffen
    • • meist bei jüngeren Kindern
  19. Warum und wie können die schnellen Augenbewegungen verändert sein? #
    • • normalerweise erfolgen die schnellen Augenbewegungen in einer festgelegten Geschwindigkeit
    • • bei Paresen jedoch in Zugrichtung des paret. Muskels verlangsamt und zu kurz
    • • der paret. Muskel besitzt keine Beschleunigungskraft
    • • die Augenbewegung erfolgt in diese Aktionsrichtung zum großen Teil durch Hemmung des gleichseitigen Antagonisten, deshalb schleicht der Bulbus während der Abduktionssakkade = hypokinetisch
    • • in Gegenrichtung Geschwindigkeitserhöhung und Überschießen der Sakkade, oder zu kurz und muss durch eine weitere Sakkade ergänzt werden = hypometrisch
  20. Erkläre die Begriffe Neurapraxie, Axonotmesis und Neurotmesis. #
    • • Neurapraxie: sowohl Axone, als auch Nervenhülle sind strukturell nicht unterbrochen und weiterhin intakt, können aber für eine bestimmte Zeit keine Aktionspotenziale weiterleiten; Nervenfasern sind eingedrückt
    • • Axonotmesis: Axone sind unterbrochen, Nervenhülle ist intakt; die Axone können in der Regeneration wieder in den zugeordneten Muskel einsprießen
    • • Neurotmesis: Zerstörung aller wesentliche  Funktionen eines Nervs; die Axone sowie die Nervenhülle sind durchtrennt; führt zu vollständigen motorischen und sensiblen Ausfällen
  21. Definiere Fehlregeneration. #
    • tritt immer dann auf, wenn nach einer Nervenläsion (Neurotmesis) neu aussprossende Axone nicht mehr zum ursprünglichen Versorgungsgebiet (Erfolgsorgan) ziehen, sondern anderweitig einwachsen
  22. Zähle die 12 Hirnnerven auf und benenne die jeweilgen Versorgungsgebiete.
    • • N. olfactorius = Riechnerv
    • • N. opticus = Sehnerv
    • • N. okulomotorius = AM: rec. med., rec. inf., rec. sup., obl. inf., Levator, Ziliarkörper
    • • N. trochlearis = obl. sup.
    • • N. trigeminus = innerviert jeweils eine Gesichtshälfte, teilt sich auf in Ramus ophthalmicus, maxillaris und mandibularis
    • • N. abduzens = rec. lat.
    • • N. facialis = Gesichtsnerv, Speicheldrüsen, Geschmacksfasern der vorderen 2/3 der Zunge, Mimik
    • • N. vestibulocochlearis = Gleichgewichtsnerv, Hörnerv
    • • N. glossopharyngeus = versorgt hinteren Bereich der Mundhöhle, Tonsillen, hinteres 1/3 der Zunge
    • • N. vagus = versorgt Innenseite der Ohrmuschel, Teile des äußeren Gehörgangs, Kehlkopf, Schilddrüse, Herz, Lunge, Magen
    • • N. accessorius = versorgt den M. trapezius (Zug des Schultergürtels nach hinten), Kopfwender
    • • N. hypoglossus = versorgt die Zungenmuskulatur
    • -> Onkel Ottos Opel tuckert treu, aber feuert viele Gase vom Auspuff heraus
  23. Erkläre den Bielschowsky- Kopfneigetest am Beispiel der obl. superior Parese od.
    • • bei Rechtsneigung wird vom rechten Auge eine Incyclorotation als Ausgleichsbewegung gefordert
    • • der obl. sup. kann diese Funktion nicht übernehmen
    • • der andere ipsilaterale Incyclorotator ist der rect. superior 
    • • der rect. superior wird vermehrt innerviert
    • • er hat aber als Hauptfunktion eine hebende Wirkung, deshalb kommt es zur Zunahme einer +VD bei Rechtsneigung
    • • bei Linksneigung wird vom rechten Auge eine Excyclorotation gefordert, welche alle Muskel aufbringen, deshalb kommt es zu einer Abnahme der +VD
Author
sandrum87
ID
343404
Card Set
infranukleäre Paresen I #
Description
Untersuchungsmethoden von Paresen
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