-
Erkläre den Regelkreis der Okulomotorik. #
- • NH dient als Fühler und meldet, wenn die NHAbbildung nicht korrekt ist, an das ZNS
- • ZNS fungiert als Regler, welcher von den Infos der NH ggf. die nötigen Korrekturen ableitet und die entspr. Signale an die AM sendet
- • die AM sind das Stellglied; eine Stellungsänderung durch Aktion der AM bewirkt eine neue Abbildung auf der NH
- • der Regelkreis schließt sich
-
Für welche Augenbewegungen wirkt die NH als Fühler? #
- • Blickzielbewegungen: Position des NHBildes, welches foveolar fixiert werden soll
- • Folgebewegungen: Geschwindigkeit der Bildverschiebung
- • OKN: Kombi aus beiden Oberen
- • Vergenz: Disparität der NHBilder und ihre Schärfe (Kopplung mit Akkommodation)
-
Was besagt das Gesetz nach Hering?
• Muskelpaare gleicher Zugrichtung erhalten das gleiche Maß an Innervation
-
Was besagt das Gesetz nach Sherrington?
• bei Kontraktion eines Agonisten erschlafft sein Antagonist -> Prinzip der rezibroken Innervation
-
Was besagt das Gesetz nach Donders?
• zu jeder Blickrichtung gehört eine bestimmte Stellung des Augapfels mit einer bestimmten Ausrichtung der NHMeridiane im Raum, gleichgültig, wie das Auge diese Position erreicht hat
-
Was besagt das Gesetz nach Listing?
• alle Augenbewegungen aus der Primärstellung heraus sind denkbar als Bewegungen um Achsen, welche in einer Ebene liegen
-
Nenne die allgemeine Symptomatik infranukleärer Motilitätsstörungen.
- • Inkomitanz
- • Primär- und Sekundärwinkel
- • Einschränkung der monokularen Exkursion
- • Diplopie, Konfusion
- • Orientierungsstörungen
- • KZH
- • Sekundärveränderungen
- • sekundäre Konkomitanz
- • latente Abweichungen
- • Veränderungen der schnellen Augenbewegungen (Sakkaden)
- • Nervenschädigung und Heilung
-
Erkläre den Begriff „Inkomitanz“. #
- • unterschiedliche Schielwinkelgröße in den versch. Blickrichtungen mit Schielwinkelvergrößerung in Zugrichtung des paret. Muskels
- -> Leitsymptom einer Parese
- • ein Muskel wird von seinem versorgenden Nerv nicht mehr angesteuert = Ungleichgewicht der Zugkräfte aller äußeren AM
- • die Richtung des Schielen wird durch die Hauptzugrichtung des betroffenen Muskels bestimmt und ist dort am größten
- -> Inkomitanzmessung!
-
Beschreibe die Entstehung der Inkomitanz am Beispiel einer Abduzensparese R. #
- • in PP: bestehen normalerweise gleichmäßige Innervationsverhältnisse zwischen beiden horizontalen rectiß durch die Parese des N. VI wird die Innervation des rect. lateralis nicht ausreichend umgesetzt und es kommt zur Eso
- • im Linksblick: kommt es zu keiner oder nur geringen Abweichung, da die nötigen Innervationen gut umgesetzt werden können
- • im Rechtsblick: der rechte rect. lateralis erhält nicht ausreichend Innervation, deshalb Winkelvergrößerung
-
Erkläre den Mechanismus, der zu einem Sekundärwinkel führt. #
- • primärer SW: SW bei Fixation mit dem nicht paret. Auge -> der kleinere SW
- • sekundärer SW: SW bei Fixation mit dem paret. Auge -> der größere SW
- • Erklärung: Heringsches Innervationsgesetz
- - soll das paret. Auge in PP fixieren, werden mehr Innervationsimpulse an den paret. Muskel geschickt, da der normale Impuls nicht ausreicht, um das Auge in PP zu bringen
- - diese verstärkte Innervation überträgt sich nach dem Gesetz auf den Synergisten am Gegenauge, dessen Zugkraft nicht reduziert ist
- - er kann die verstärkte Innervation voll umsetzen -> SW nimmt zu
- - fixiert das nichtparet. Auge in PP, kann die Innervation im betroffenen Auge nicht voll umgesetzt werden, deshalb: mäßige Stellungsabweichung
-
Was sind die DD zwischen Primär- und Sekundärwinkel und anderen Ursachen für untersch. Winkel bei Rechts- und Linksfixation? #
- • unauskorrigierte Anisometropie bzw. einseitige Brillenfehlkorrektur, dabei muss vermehrt akkommodiert werden -> es kommt zu vermehrter akkommodativer Konvergenz und zu einem größeren konvergenten Winkel
- • dissoziierte Vertikaldeviation: bei Rechts-/Linksfixation untersch. SW; besonders wenn die dVD auch noch untersch. stark ausgeprägt ist; zur Differenzierung SW mit Dunkelrotglas messen
-
Beschreibe die monokulare Exkursion bei einer Parese mit den versch. Methoden.
- • Bewegungseinschränkung im Wirkungsbereich des paret. Muskels (immer beide Augen miteinander vergleichen)
- • Methoden:
- - Beurteilung nach Führungsbewegungen
- - Limbustest nach Kestenbaum/ mit dem Lineal
- - Goldmann- Perimeter
- - foveolare Fixation mit Haidinger Büschel und Objekt
- - Sehzeichen und Harmswand
-
Wie kommt es zu Diplopie und Konfusion bei Paresen?
- • Diplopie: 2 gleiche Bilder werden an untersch. Orten gesehen
- • Konfusion: 2 untersch. Bilder werden am gleichen Ort gesehen
- • bei Stellungsabweichung mit vorherigem BES entstehen DB
- • der DB- Abstand ändert sich mit jeder Blickrichtung so wie der SW und ist am größten in Aktionsrichtung des paret. Muskels
- • Konfusion wird nur selten angegeben
- • können zu Orientierungsstörungen führen
-
Wie kommt es zu Orientierungsstörungen? #
- • das Gehirn beurteilt die Lage des fixierten Objektes nicht nach dessen tatsächlicher Lage, sondern nach dem Innervationsaufwand, den das Auge aufbringen muss, um das Objekt zu fixieren
- • im Normalfall stimmt dies auch mit der Lage überein
- • wenn das paret. Auge aber mehr Innervation bekommt, um in PP zu fixieren , wird das Gehirn irregeführt und nimmt an, das Objekt liege bereits in einer über die PP gelegene Position
- z.B. Abduzensparese od: das Gehirn erhält die Information im Rechtsblick zu fixieren und gibt diese Info weiter z.B. an den Finger zum Zeigen -> der Finger zeigt nun das Objekt im Rechtsblick
- • wirken sich auf Hand- Auge- Koordination und aufs Gehen aus -> Störungen der egozentrischen Lokalisation; kann das vegetative NS beeinflussen und zu Schwindel/ Erbrechen führen
-
Welche Kompensationsmechanismen werden vom Patient bewusst und/oder unbewusst eingesetzt?
- • Zukneifen des paret. Auges
- • Okklusion (z.B. Mattfolie, Augenklappe, Pflaster)
- • KZH
- • viele Pat. wissen nach einiger Zeit, welches das „richtige“ und „falsche“ Bild ist
- • bei Kindern kann sehr schnell Suppression einsetzen, bei Erwachsenen eher selten
-
Welche Ursachen gibt es, wenn ein Patient. trotz erworbener Parese keine Diplopie wahrnimmt?
- • vorbestandener Strabismus mit Suppressionsfähigkeit
- • in PP kann die Parese kompensiert werden
- • durch einseitig schlechten Visus bei Amblyopie oder org. Visusminderung werden DB nicht bemerkt
- • DB-Abstand liegt soweit auseinander, dass der Patient das 2. Bild gar nicht bemerkt
- • bei Kindern durch schnell eintretende Suppression- hier kann ein Prismenausgleich das BES unterstützen und eine Amblyopie verhindern
-
Beschreibe Sekundärveränderungen bei Paresen. #
- a) am paret. Muskel (z.B. rect. lateralis od):
- • durch fehlende Muskelkontraktionen ist der Muskel ständig gedehnt
- • es kann deshalb zur Degeneration (Atrophie) des Muskels kommen
- • es wird angenommen, dass dies zwischen dem 1. und 2. Jahr nach dem Auftreten der Parese geschieht
- b) am ipsilat. Antagonisten (z.B. rect. medialis od):
- • der Muskel ist permanent kontrahiert, also verkürzt
- • es fehlt die Erschlaffung/ Dehnung
- • der Muskel wird kontrakt, er verliert seine Dehnungsfähigkeit (kann sich nach OP oder Regeneration wieder lösen)
- c) Fibrose: Vermehrung von Bindegewebe- Umwandlung von Muskelgewebe
-
Was ist unter sekundärer Konkomitanz zu verstehen? #
- • darunter versteht man den Übergang eines paret. Schielens in ein konkomitantes Schielen; selten
- • kann man durch Anamnese oder Vorbefunde unterscheiden
- • Regeneration kann primär die hochschwelligen Neurone betreffen
- • meist bei jüngeren Kindern
-
Warum und wie können die schnellen Augenbewegungen verändert sein? #
- • normalerweise erfolgen die schnellen Augenbewegungen in einer festgelegten Geschwindigkeit
- • bei Paresen jedoch in Zugrichtung des paret. Muskels verlangsamt und zu kurz
- • der paret. Muskel besitzt keine Beschleunigungskraft
- • die Augenbewegung erfolgt in diese Aktionsrichtung zum großen Teil durch Hemmung des gleichseitigen Antagonisten, deshalb schleicht der Bulbus während der Abduktionssakkade = hypokinetisch
- • in Gegenrichtung Geschwindigkeitserhöhung und Überschießen der Sakkade, oder zu kurz und muss durch eine weitere Sakkade ergänzt werden = hypometrisch
-
Erkläre die Begriffe Neurapraxie, Axonotmesis und Neurotmesis. #
- • Neurapraxie: sowohl Axone, als auch Nervenhülle sind strukturell nicht unterbrochen und weiterhin intakt, können aber für eine bestimmte Zeit keine Aktionspotenziale weiterleiten; Nervenfasern sind eingedrückt
- • Axonotmesis: Axone sind unterbrochen, Nervenhülle ist intakt; die Axone können in der Regeneration wieder in den zugeordneten Muskel einsprießen
- • Neurotmesis: Zerstörung aller wesentliche Funktionen eines Nervs; die Axone sowie die Nervenhülle sind durchtrennt; führt zu vollständigen motorischen und sensiblen Ausfällen
-
Definiere Fehlregeneration. #
• tritt immer dann auf, wenn nach einer Nervenläsion (Neurotmesis) neu aussprossende Axone nicht mehr zum ursprünglichen Versorgungsgebiet (Erfolgsorgan) ziehen, sondern anderweitig einwachsen
-
Zähle die 12 Hirnnerven auf und benenne die jeweilgen Versorgungsgebiete.
- • N. olfactorius = Riechnerv
- • N. opticus = Sehnerv
- • N. okulomotorius = AM: rec. med., rec. inf., rec. sup., obl. inf., Levator, Ziliarkörper
- • N. trochlearis = obl. sup.
- • N. trigeminus = innerviert jeweils eine Gesichtshälfte, teilt sich auf in Ramus ophthalmicus, maxillaris und mandibularis
- • N. abduzens = rec. lat.
- • N. facialis = Gesichtsnerv, Speicheldrüsen, Geschmacksfasern der vorderen 2/3 der Zunge, Mimik
- • N. vestibulocochlearis = Gleichgewichtsnerv, Hörnerv
- • N. glossopharyngeus = versorgt hinteren Bereich der Mundhöhle, Tonsillen, hinteres 1/3 der Zunge
- • N. vagus = versorgt Innenseite der Ohrmuschel, Teile des äußeren Gehörgangs, Kehlkopf, Schilddrüse, Herz, Lunge, Magen
- • N. accessorius = versorgt den M. trapezius (Zug des Schultergürtels nach hinten), Kopfwender
- • N. hypoglossus = versorgt die Zungenmuskulatur
- -> Onkel Ottos Opel tuckert treu, aber feuert viele Gase vom Auspuff heraus
-
Erkläre den Bielschowsky- Kopfneigetest am Beispiel der obl. superior Parese od.
- • bei Rechtsneigung wird vom rechten Auge eine Incyclorotation als Ausgleichsbewegung gefordert
- • der obl. sup. kann diese Funktion nicht übernehmen
- • der andere ipsilaterale Incyclorotator ist der rect. superior
- • der rect. superior wird vermehrt innerviert
- • er hat aber als Hauptfunktion eine hebende Wirkung, deshalb kommt es zur Zunahme einer +VD bei Rechtsneigung
- • bei Linksneigung wird vom rechten Auge eine Excyclorotation gefordert, welche alle Muskel aufbringen, deshalb kommt es zu einer Abnahme der +VD
|
|