Exotropie #

  1. Erklären sie die Begriffe primärer, sekundärer und konsekutiver Strabismus und differentieren sie diese voneinander. #
    • • primär: von Anfang an diese Richtung der Stellungsanomalie
    • • sekundär: das Abweichen der Augen aus dem Parallelstand oder aus einer Fehlstellung in eine andere infolge einer beeinflussenden Augenerkrankung
    • • konsekutiv: Richtungsänderung der Abweichung nach einer AM-OP
    • • spontan-konsekutiv: aus einer Esotropie entwickelt sich eine Exotropie
  2. Erläutere die Definition des XTi.
    Exodeviation mit Perioden von manifestem Schielen ohne Diplopie, abwechselnd mit Perioden von Kompensation mit Binokularsehen.
  3. Beschreibe das Erscheinungsbild des XTi. #
    • intermittierende Abweichung nach außen bestimmter Dauer:
    • - unilateral oder alternierende Manifestation
    • - Dekompensation vor allem in der Ferne
    • - oft Dekomp. im Aufblick (nach Führungsbewegungen V-Phänomen vorgetäuscht, aber im APCT konkomitant/ keine Störung der schrägen AM)
    • - ggf. abnehmende Winkel im Seitblick, ein- oder bds. (Mechanismus ungeklärt)
    • - ggf. untersch. Winkel in F/N -> Einteilung des XTi nach Burian
    • - Verteilung der Kompensations- und Schielphasen ist sehr individuell DD zu manifester Exotropie (Anamnese!)
    • Augenbewusstheit: mit zunehmender Augenbewusstheit bemerkt Pat. das Weglaufen und kann je nach Ausprägung auf die Augenstellung Einfluss nehmen
    • stellungsabhängiges Binokularsehen:
    • - Konvergenzimpuls und Binokularsehen
    • - Konvergenzentspannung und Suppression
    • stellungsabhängige Korrespondenz:
    • - 2 Phasen: Kompensationsphase mit BES und normaler Korrespondenz; Abweichphase mit Suppression oder Panoramasehen, keine DB!
    • spontane Kompensation bei Stereoanforderung/ Fusionsanreiz bzw. erst das Angebot von Stereopsis führt zu Kompensation (Lang, Bonbondose)
    • Blendempfindlichkeit:
    • - führt zu häufigerer Manifestation, vermutlich durch Blendung Zunahme der Suppression
    • Fusionsbreite- Prismen Basis innen: oft nur bis zu einem bestimmten Betrag angenommen, danach zerfällt das BES
    • binokularer Visus kann schlechter sein, da zur Kompensation der Akk.-Konvergenzmechanismus genommen wird = Pseudomyopisierung
    • Asthenopien stehen nicht im Vordergrund
  4. Erläutern sie die Einteilung nach der Größe des Schielwinkels in Abhängigkeit von Ferne und Nähe nach Burian. #
    • • Neutraltyp/Basistyp F = N
    • • Konvergenzschwächetyp N mind. 7* > F
    • • Divergenzexzesstyp F mind. 7* > N
    • • Pseudodivergenzexzesstyp: sieht spontan wie ein Divergenzexzesstyp aus, vergrößert sich aber unter Marlow/Prismenausgleich/Addition (muss ohne Addi mehr akkommodieren und somit entsteht mehr Konvergenz)
  5. Grenzen sie die Differentialdiagnosen des XTi voneinander ab, bes. die Exophorie. #
    • • Exophorie:
    • - DB in der Abweichphase, normale Korrespondenz, Asthenopien/Cephalgien, Fusionsbreite erweitert in Richtung Divergenz, prism. gut ausgleichbar -> bei XTi Suppression)
    • • XTi mit Basismikrotropie
    • • frühkindliche Exotropie
    • • spontan konsekutive Exotropie
  6. Erstellen sie einen Therapieplan für die konservativen Maßnahmen beim XTi auf. #
    • • Refraktionsausgleich:
    • - bei Bedarf Brillenkorrektur, ggf. auch Ausgleich kleinerer Brechungsfehler
    • - ggf. Brille als Prismenträger
    • • Amblyopietherapie:
    • - meist nicht nötig, da alterniert/kompensiert wird
    • - bei strenger Führung TZO
    • - durch Visusanstieg kann eine bessere Kompensationsfähigkeit erreicht werden -> Visus geht vor BES!
    • • getönte Gläser
    • • Prismentherapie, als Dauertherapie bei kleinwinkligen Fällen oder als Überbrückung, wenn OP hinausgeschoben werden soll
    • • orthoptische Behandlung = Konvergenz- und Fusionsschulungen, statt OP, meist kein Erfolg; sinnvoll bei funktioneller Konvergenzschwäche
    • • AM- OP
  7. Welche Indikationen sprechen für eine AM-OP beim XTi? #
    • • großer Schielwinkel
    • • Schielhäufigkeit über 50% des Tages- Anamnese und während der Untersuchung sollte genau auf das Kompensationsverhalten geachtet und dokumentiert werden (untersch. Verhalten zuhause und bei der Untersuchung)
    • • Verlust bzw. Verringerung des Binokularsehens- regelmäßige Ko wichtig
    • • Beschwerden/ subj. Störungen z.B. beim Autofahren, Mangel an Selbstwertgefühl, soziale Probleme
  8. Welche prä- operativen Vorbereitungen müssen beim XTi vorgenommen werden?
    • • Skiaskopie und Refraktionsausgleich
    • • evtl. Marlow-Verband (diagn. Okklusion) für max. 3 Tage auf dem GA
    • • Prismenaufbau (bei Winkeldifferenz, schwankenden Winkeln oder Diplopie nach Prismenausgleich)
  9. Bei welchen Winkelverhältnissen werden welche OP- Methoden eingesetzt beim XTi? #
    • -> Auswahl in Abhängigkeit von der Winkelgröße, -differenz und Operateur
    • • kombinierte Divergenz-OP: Medialis-Faltung/Resektion und Lateralis-Rücklagerung an einem Auge; beim Basistyp; (hohe Effektivität, bei einer 2. OP kann man ans andere Auge gehen ohne Revision)
    • • eins./bds. Medialis- Faltung/Resektion: bei Konvergenzinsuffizienz zur Stärkung der Konvergenz (ist aber umstritten); Vorteil: kaum Inkomitanz im Seitblick
    • • bds. Lateralis- Rücklagerung bei Divergenzexzesstyp; Gefahr: Übereffekt in der Nähe und in den Seitblicken
  10. Beraten sie den Patienten hinsichtlich operativer Überkorrektionen beim XTi.
    • • eine leichte Überkorrektur wird sogar angestrebt, da eine Tendenz zur erneuten Abweichung besteht
    • • es besteht also kein Grund zur Beunruhigung- nach spätestens 6 Monaten stellt sich wieder Parallelstand bzw. geringe Exotropie ein (kann auch 1 Jahr dauern)
    • • bestehen postoperativ DB: knappe Prismen geben
    • • die Überkonvergenz, die zur Stellungskompensation erforderlich war, wird p.o. nicht gleich aufgegeben, sodass es zu einer konv. Abweichung kommt- bessert sich nach wenigen Wochen meistens
  11. Wie ist die Prognose des XTi?
    • • p.o. hohe Rezidivrate
    • • p.o. in fast allen Fällen Besserung der Kompensationsfähigkeit und Reduktion des Schielwinkels
    • • allerdings sehr häufig innerhalb der flg. Monate Wiederzunahme des Winkels ggf. sogar annähernd präoperative Größe
    • • bei zu hoher Rücklagerungsstrecke des Lateralis kann es zu einem Abduktionsdefizit kommen
  12. Definieren sie die intermittierende Exotropie mit Basismikrotropie in Anlehnung an den XTi.
    • • beim XTi mit Basismikrotropie findet ein Wechsel zwischen großem und kleinem Winkel, ohne Phasen von Parallelstand statt
    • • Unterform des XTi, Basismikrotropie kann Eso und Exo sein
  13. Beschreibe das Erscheinungsbild der intermittierenden Exotropie mit Basismikrotropie. #
    • • Vorstellung wegen intermittierendem großen divergenten Winkel
    • • i.d.R. strenge einseitige Führung
    • • einseitige Amblyopie Visus ca. 0,6
    • • EB beim MCT, Ausnahme Mikrostrab. mit Identität
    • • reduzierte Stereofunktionen bei Kompensation
    • • Rezidivneigung nach AM-OP
  14. Erstellen sie einen Therapieplan für die konservative und ggf. operative Maßnahme, inkl. OP-Indikation der intermittierenden Exotropie mit Basismikrotropie. #
    • • Refraktionskorrektur nach Skiaskopie in Cyloplegie
    • • Amblyopie- Therapie/ Okklusion (Amblyopiebehandlung geht vor Binokularsehen)
    • • ggf. AM-OP
  15. Definiere frühkindliche Exotropie.
    • konstant manifeste, alternierende Exotropie mit Schielbeginn im 1. LJ ohne org. bedingte Ursache
  16. Beschreiben sie das Erscheinungsbild der frühkindlichen Exotropie. #
    • • Schielbeginn bis zum Ende des 1. LJ
    • • Visus meist seitengleich, keine Amblyopie wegen Alternans
    • • Fixation foveolar
    • • großer, konkomitanter, divergenter Winkel, meist > -25* ohne wesentlichen Refraktionseinfluss
    • • Konvergenz nicht/schlecht auslösbar
    • • Suppression oder Panoramasehen
    • • frühkindl. Zeichen
  17. Erstellen sie einen Therapieplan für die frühkindliche Exotropie.
    • • Skiaskopie und Refraktionsausgleich
    • • Ausschluss neurolog./ophthalmologischer Erkrankungen, insbes. bei Kindern
    • • ggf. Amblyopietherapie
    • • AM-OP, möglichst bis 6./7. Geburtstag, da Diplopie-Risiko p.o. mit zunehmendem Alter steigt, prä-op Prismenvollausgleich, dabei häufig DB, daher ggf. nur Teilwinkel operieren
  18. Was sind die Ursachen die zu konsekutivem Strabismus führen. #
    • • OP bei frühkindl. Innenschielen
    • • Medialis- Tenotomie
    • • geringe Fusionsfähigkeit
    • • zu hohe Dosierung bei infantiler Esotropie
    • • Alphabetphänomen wurde nicht berücksichtigt
  19. Definiere sekundäre Exotropie. #
    • bezeichnet das Abweichen der Augen aus dem Parallelstand (oder aus einer Fehlstellung in eine andere) infolge einer beeinflussenden Augenkrankheit
  20. Nenne mindestens 3 auslösende Erkrankungen der sekundären Exotropie. #
    • • einseitige Katarakt
    • • Traumen
    • • unauskorrigierte Aphakie
    • • Erblindung eines Auges
  21. Erklären sie den ätiologischen Mechanismus der sekundären Exotropie. #
    • • hohe einseitige Sehminderung verhindert Fusion, daraus resultiert ein Abweichen vom Parallelstand
    • • wie schnell dies geschieht, hängt u.a. vom Alter des Patienten ab
    • • meist bei organischen Erkrankungen, die auch GF-Defekte bewirken, dabei ist auch die periphere Fusion gestört, nicht nur die zentrale Fusion
  22. In welchem Alter kommt es zur konvergenten/ divergenten Abweichung?
    • • sekundäre Exotropie: Auftreten bei älteren Kindern (ca. ab 8 Jahre) + Erwachsenen; das abgewichene Auge richtet sich meist nach der Orbitaachse -> Divergenzstellung von -23*
    • • sekundäre Esotropie: Auftreten bei Kindern bis zum 5. LJ, vermutlich durch den starken Adduktionstonus; auch bei Kindern/Erwachsenen > 8 J., wenn eine andere  Schielabweichung schon vorgelegen hat
  23. Welche therapeutischen Maßnahmen empfehlen sie bei der sekundären Exotropie? #
    • • primären Defekt beseitigen
    • • Refraktionsausgleich
    • • ggf. Okklusionstherapie bei V.a. relative Amblyopie
    • • AM-OP:
    • - Ziel ist eine unauffällige Augenstellung
    • - Zeitpunkt abhängig vom Leidensdruck
    • - Prognose ist abhängig vom Organbefund und Therapiebeginn, ggf. mehrere Eingriffe im Laufe des Lebens notwendig bei Rezidivgefahr wegen bleibender Visusminderung
    • - ggf. prä-op Prismentrageversuch als DB-Test
  24. Nennen sie Beispiele für anatomische, motorische, sensorische und zentrale Ursachen der Exotropien. #
    • • anatomisch: divergente Ruhelage/ Orbitaachsen, große Pupillardistanz z.B. bei versch. Syndromen
    • • motorisch: Kinder mit scheachem Muskeltonus; Konvergenzschwäche; Paresen
    • • sensorisch: Minderdisposition zum Binokularsehen (vererbte Fusionsschwäche); fortschreitende Dominanz oder Suppression eines Auges; Verlust der Sehkraft; Strab. div. als Atavismus
    • • zentral: Konvergenzinsuffizienz z.B. Mittelhirnläsion; neuroanatom. Schäden
Author
sandrum87
ID
343403
Card Set
Exotropie #
Description
XTi
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