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Erklären sie die Begriffe primärer, sekundärer und konsekutiver Strabismus und differentieren sie diese voneinander. #
- • primär: von Anfang an diese Richtung der Stellungsanomalie
- • sekundär: das Abweichen der Augen aus dem Parallelstand oder aus einer Fehlstellung in eine andere infolge einer beeinflussenden Augenerkrankung
- • konsekutiv: Richtungsänderung der Abweichung nach einer AM-OP
- • spontan-konsekutiv: aus einer Esotropie entwickelt sich eine Exotropie
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Erläutere die Definition des XTi.
Exodeviation mit Perioden von manifestem Schielen ohne Diplopie, abwechselnd mit Perioden von Kompensation mit Binokularsehen.
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Beschreibe das Erscheinungsbild des XTi. #
- • intermittierende Abweichung nach außen bestimmter Dauer:
- - unilateral oder alternierende Manifestation
- - Dekompensation vor allem in der Ferne
- - oft Dekomp. im Aufblick (nach Führungsbewegungen V-Phänomen vorgetäuscht, aber im APCT konkomitant/ keine Störung der schrägen AM)
- - ggf. abnehmende Winkel im Seitblick, ein- oder bds. (Mechanismus ungeklärt)
- - ggf. untersch. Winkel in F/N -> Einteilung des XTi nach Burian
- - Verteilung der Kompensations- und Schielphasen ist sehr individuell DD zu manifester Exotropie (Anamnese!)
- • Augenbewusstheit: mit zunehmender Augenbewusstheit bemerkt Pat. das Weglaufen und kann je nach Ausprägung auf die Augenstellung Einfluss nehmen
- • stellungsabhängiges Binokularsehen:
- - Konvergenzimpuls und Binokularsehen
- - Konvergenzentspannung und Suppression
- • stellungsabhängige Korrespondenz:
- - 2 Phasen: Kompensationsphase mit BES und normaler Korrespondenz; Abweichphase mit Suppression oder Panoramasehen, keine DB!
- • spontane Kompensation bei Stereoanforderung/ Fusionsanreiz bzw. erst das Angebot von Stereopsis führt zu Kompensation (Lang, Bonbondose)
- • Blendempfindlichkeit:
- - führt zu häufigerer Manifestation, vermutlich durch Blendung Zunahme der Suppression
- • Fusionsbreite- Prismen Basis innen: oft nur bis zu einem bestimmten Betrag angenommen, danach zerfällt das BES
- • binokularer Visus kann schlechter sein, da zur Kompensation der Akk.-Konvergenzmechanismus genommen wird = Pseudomyopisierung
- • Asthenopien stehen nicht im Vordergrund
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Erläutern sie die Einteilung nach der Größe des Schielwinkels in Abhängigkeit von Ferne und Nähe nach Burian. #
- • Neutraltyp/Basistyp F = N
- • Konvergenzschwächetyp N mind. 7* > F
- • Divergenzexzesstyp F mind. 7* > N
- • Pseudodivergenzexzesstyp: sieht spontan wie ein Divergenzexzesstyp aus, vergrößert sich aber unter Marlow/Prismenausgleich/Addition (muss ohne Addi mehr akkommodieren und somit entsteht mehr Konvergenz)
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Grenzen sie die Differentialdiagnosen des XTi voneinander ab, bes. die Exophorie. #
- • Exophorie:
- - DB in der Abweichphase, normale Korrespondenz, Asthenopien/Cephalgien, Fusionsbreite erweitert in Richtung Divergenz, prism. gut ausgleichbar -> bei XTi Suppression)
- • XTi mit Basismikrotropie
- • frühkindliche Exotropie
- • spontan konsekutive Exotropie
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Erstellen sie einen Therapieplan für die konservativen Maßnahmen beim XTi auf. #
- • Refraktionsausgleich:
- - bei Bedarf Brillenkorrektur, ggf. auch Ausgleich kleinerer Brechungsfehler
- - ggf. Brille als Prismenträger
- • Amblyopietherapie:
- - meist nicht nötig, da alterniert/kompensiert wird
- - bei strenger Führung TZO
- - durch Visusanstieg kann eine bessere Kompensationsfähigkeit erreicht werden -> Visus geht vor BES!
- • getönte Gläser
- • Prismentherapie, als Dauertherapie bei kleinwinkligen Fällen oder als Überbrückung, wenn OP hinausgeschoben werden soll
- • orthoptische Behandlung = Konvergenz- und Fusionsschulungen, statt OP, meist kein Erfolg; sinnvoll bei funktioneller Konvergenzschwäche
- • AM- OP
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Welche Indikationen sprechen für eine AM-OP beim XTi? #
- • großer Schielwinkel
- • Schielhäufigkeit über 50% des Tages- Anamnese und während der Untersuchung sollte genau auf das Kompensationsverhalten geachtet und dokumentiert werden (untersch. Verhalten zuhause und bei der Untersuchung)
- • Verlust bzw. Verringerung des Binokularsehens- regelmäßige Ko wichtig
- • Beschwerden/ subj. Störungen z.B. beim Autofahren, Mangel an Selbstwertgefühl, soziale Probleme
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Welche prä- operativen Vorbereitungen müssen beim XTi vorgenommen werden?
- • Skiaskopie und Refraktionsausgleich
- • evtl. Marlow-Verband (diagn. Okklusion) für max. 3 Tage auf dem GA
- • Prismenaufbau (bei Winkeldifferenz, schwankenden Winkeln oder Diplopie nach Prismenausgleich)
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Bei welchen Winkelverhältnissen werden welche OP- Methoden eingesetzt beim XTi? #
- -> Auswahl in Abhängigkeit von der Winkelgröße, -differenz und Operateur
- • kombinierte Divergenz-OP: Medialis-Faltung/Resektion und Lateralis-Rücklagerung an einem Auge; beim Basistyp; (hohe Effektivität, bei einer 2. OP kann man ans andere Auge gehen ohne Revision)
- • eins./bds. Medialis- Faltung/Resektion: bei Konvergenzinsuffizienz zur Stärkung der Konvergenz (ist aber umstritten); Vorteil: kaum Inkomitanz im Seitblick
- • bds. Lateralis- Rücklagerung bei Divergenzexzesstyp; Gefahr: Übereffekt in der Nähe und in den Seitblicken
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Beraten sie den Patienten hinsichtlich operativer Überkorrektionen beim XTi.
- • eine leichte Überkorrektur wird sogar angestrebt, da eine Tendenz zur erneuten Abweichung besteht
- • es besteht also kein Grund zur Beunruhigung- nach spätestens 6 Monaten stellt sich wieder Parallelstand bzw. geringe Exotropie ein (kann auch 1 Jahr dauern)
- • bestehen postoperativ DB: knappe Prismen geben
- • die Überkonvergenz, die zur Stellungskompensation erforderlich war, wird p.o. nicht gleich aufgegeben, sodass es zu einer konv. Abweichung kommt- bessert sich nach wenigen Wochen meistens
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Wie ist die Prognose des XTi?
- • p.o. hohe Rezidivrate
- • p.o. in fast allen Fällen Besserung der Kompensationsfähigkeit und Reduktion des Schielwinkels
- • allerdings sehr häufig innerhalb der flg. Monate Wiederzunahme des Winkels ggf. sogar annähernd präoperative Größe
- • bei zu hoher Rücklagerungsstrecke des Lateralis kann es zu einem Abduktionsdefizit kommen
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Definieren sie die intermittierende Exotropie mit Basismikrotropie in Anlehnung an den XTi.
- • beim XTi mit Basismikrotropie findet ein Wechsel zwischen großem und kleinem Winkel, ohne Phasen von Parallelstand statt
- • Unterform des XTi, Basismikrotropie kann Eso und Exo sein
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Beschreibe das Erscheinungsbild der intermittierenden Exotropie mit Basismikrotropie. #
- • Vorstellung wegen intermittierendem großen divergenten Winkel
- • i.d.R. strenge einseitige Führung
- • einseitige Amblyopie Visus ca. 0,6
- • EB beim MCT, Ausnahme Mikrostrab. mit Identität
- • reduzierte Stereofunktionen bei Kompensation
- • Rezidivneigung nach AM-OP
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Erstellen sie einen Therapieplan für die konservative und ggf. operative Maßnahme, inkl. OP-Indikation der intermittierenden Exotropie mit Basismikrotropie. #
- • Refraktionskorrektur nach Skiaskopie in Cyloplegie
- • Amblyopie- Therapie/ Okklusion (Amblyopiebehandlung geht vor Binokularsehen)
- • ggf. AM-OP
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Definiere frühkindliche Exotropie.
• konstant manifeste, alternierende Exotropie mit Schielbeginn im 1. LJ ohne org. bedingte Ursache
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Beschreiben sie das Erscheinungsbild der frühkindlichen Exotropie. #
- • Schielbeginn bis zum Ende des 1. LJ
- • Visus meist seitengleich, keine Amblyopie wegen Alternans
- • Fixation foveolar
- • großer, konkomitanter, divergenter Winkel, meist > -25* ohne wesentlichen Refraktionseinfluss
- • Konvergenz nicht/schlecht auslösbar
- • Suppression oder Panoramasehen
- • frühkindl. Zeichen
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Erstellen sie einen Therapieplan für die frühkindliche Exotropie.
- • Skiaskopie und Refraktionsausgleich
- • Ausschluss neurolog./ophthalmologischer Erkrankungen, insbes. bei Kindern
- • ggf. Amblyopietherapie
- • AM-OP, möglichst bis 6./7. Geburtstag, da Diplopie-Risiko p.o. mit zunehmendem Alter steigt, prä-op Prismenvollausgleich, dabei häufig DB, daher ggf. nur Teilwinkel operieren
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Was sind die Ursachen die zu konsekutivem Strabismus führen. #
- • OP bei frühkindl. Innenschielen
- • Medialis- Tenotomie
- • geringe Fusionsfähigkeit
- • zu hohe Dosierung bei infantiler Esotropie
- • Alphabetphänomen wurde nicht berücksichtigt
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Definiere sekundäre Exotropie. #
• bezeichnet das Abweichen der Augen aus dem Parallelstand (oder aus einer Fehlstellung in eine andere) infolge einer beeinflussenden Augenkrankheit
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Nenne mindestens 3 auslösende Erkrankungen der sekundären Exotropie. #
- • einseitige Katarakt
- • Traumen
- • unauskorrigierte Aphakie
- • Erblindung eines Auges
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Erklären sie den ätiologischen Mechanismus der sekundären Exotropie. #
- • hohe einseitige Sehminderung verhindert Fusion, daraus resultiert ein Abweichen vom Parallelstand
- • wie schnell dies geschieht, hängt u.a. vom Alter des Patienten ab
- • meist bei organischen Erkrankungen, die auch GF-Defekte bewirken, dabei ist auch die periphere Fusion gestört, nicht nur die zentrale Fusion
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In welchem Alter kommt es zur konvergenten/ divergenten Abweichung?
- • sekundäre Exotropie: Auftreten bei älteren Kindern (ca. ab 8 Jahre) + Erwachsenen; das abgewichene Auge richtet sich meist nach der Orbitaachse -> Divergenzstellung von -23*
- • sekundäre Esotropie: Auftreten bei Kindern bis zum 5. LJ, vermutlich durch den starken Adduktionstonus; auch bei Kindern/Erwachsenen > 8 J., wenn eine andere Schielabweichung schon vorgelegen hat
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Welche therapeutischen Maßnahmen empfehlen sie bei der sekundären Exotropie? #
- • primären Defekt beseitigen
- • Refraktionsausgleich
- • ggf. Okklusionstherapie bei V.a. relative Amblyopie
- • AM-OP:
- - Ziel ist eine unauffällige Augenstellung
- - Zeitpunkt abhängig vom Leidensdruck
- - Prognose ist abhängig vom Organbefund und Therapiebeginn, ggf. mehrere Eingriffe im Laufe des Lebens notwendig bei Rezidivgefahr wegen bleibender Visusminderung
- - ggf. prä-op Prismentrageversuch als DB-Test
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Nennen sie Beispiele für anatomische, motorische, sensorische und zentrale Ursachen der Exotropien. #
- • anatomisch: divergente Ruhelage/ Orbitaachsen, große Pupillardistanz z.B. bei versch. Syndromen
- • motorisch: Kinder mit scheachem Muskeltonus; Konvergenzschwäche; Paresen
- • sensorisch: Minderdisposition zum Binokularsehen (vererbte Fusionsschwäche); fortschreitende Dominanz oder Suppression eines Auges; Verlust der Sehkraft; Strab. div. als Atavismus
- • zentral: Konvergenzinsuffizienz z.B. Mittelhirnläsion; neuroanatom. Schäden
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