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Definiere okuläre Myopathien.
= Muskelerkrankungen, d.h. Bewegungseinschränkung durch Muskeldysfunktion und nicht durch Nervenlähmung oder direktes Trauma
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Beschreibe die Ursache der CPEO. #
- = Mitochondriopathie, Stoffwechseldefekt in den Mitochondrien
- • Beeinträchtigung der Energiebereitstellung in den Zellen, insbes. der AM
- • bei manchen Pat. Gendefekt (Deletionen der mtDNA)
- • Mitochondrien dienen der Energiegewinnung und Sauerstofftransport
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Beschreibe das klinische Erscheinungsbild der CPEO. #
- • langsam fortschreitende bds. Lähmung aller äußeren AM einschl. des Levators und oft auch des Orbicularis
- • die glatte Muskulatur (Pupillomotorik, Akkommodation) ist nicht betroffen
- • meist beginnend mit bds. Ptosis, ggf. auch einseitig und komp. KZH und Frontalisinnervation
- • im weiteren Verlauf Einschränkungen der Augenbeweglichkeit in allen BRT gleich, da symmetrisch keine DB und Einschränkungen fallen erst nicht auf
- • tlw. jedoch im Verlauf auch asymmetrische Ausprägung mit Diplopie (immer Kestenbaum für Progredienz!)
- • im Endstadium bds. komplette Ophthalmoplegie
- • Diplopie tritt oft auch durch Konvergenzinsuffizienz auf
- • Bell‘sches Phänomen negativ durch Hebereinschränkung
- • typisch ist eine insges. schlaffe Gesichtsmuskulatur in Kombi mit Kinnhebung und Frontalisinnervation = facies myopathia
- • ggf. Pseudooberlidretraktion, wenn Hebereinschränkung größer ist als die Ptosis
- • HH-Problematik möglich
- - atypische Funduspigmentierung/RP
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Welche Zusatzsymptome können tlw. in Kombination mit CPEO auftreten? #
- • aufgrund der Mitochondriopathie:- Lähmung der Gesichts- und Schlundmuskulatur
- - atypische Funduspigmentierungen („Pfeffer- und Salz- Fundus“)
- - Retinopathia pigmentosa
- - zerebelläre Ataxie als Folge von Kleinhirnstörung
- - Reizleitungsstörung des Herzens
- - Minderwuchs
- - Diabetes
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Definiere das Kearns- Sayre- Syndrom.
• die Kombination von CPEO mit atypischen Funduspigmentierungen, Reizleitungsstörung des Herzens (und Minderwuchs) wird als KSSyndrom bezeichnet
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Beschreibe das Erscheinungsbild des Kearns- Sayre- Syndrom. #
- • siehe CPEO
- • progressive Reizleitungsstörung des Herzens/ Herzrhytmusstörungen
- • Minderwuchs
- • progressive atypische Funduspigmentierung: das GF ist zunächst unauffällig, langfristig kommt es jedoch häufig als Spätfolge zu einer konzentrischen GF- Einschränkung
- • tlw. zusätzl. auftretende Symptome:
- - neurolog. Störungen z.B. Ataxie
- - Sensibilitätsstörungen, Hyporeflexie
- - generalisierte Myopathie
=> Pat. müssen regelmäßig elektrokardiografisch untersucht werden, da lebensgefährlich ( bei V.a. CPEO internistische Abklärung!)
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Wie erfolgt die Sicherung der Diagnose CPEO/ Kearns- Sayre- Syndrom? #
- • Muskelbiopsie zum Nachweis von mikroskopisch sichtbaren Veränderungen, sog. ragged red fibers
- • molekulargenetische Untersuchung (mitochondriale DNA Deletionen?)
- • EMG (Elektromyographie): dabei ist eine deutl. Muskelaktivität zu sehen trotz geringem Bewegungseffekt im Gegensatz zu einer Parese
- • internistische Abklärung
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Wie wird eine CPEO/ Kearns- Sayre- Syndrom therapiert? #
- • nur symptomatisch möglich
- • Prismenfolie: bei asymmetrischer Ausprägung der Motilitätsstörung
- • AM-OP nur in Einzelfällen notwendig
- • Therapie der Ptosis:
- - Ptosisbügelbrille
- - Ptosis- OP Frontalissuspension bei neg. Bell- Phänomen
- • Therapie der HH- Problematik:
- - tags Tropfen/Gel, wenn nötig auch Salben, zur Nacht Salben und ggf. Urglasverband
- • ggf. Sehhilfenberatung/ möglicherweise Umschulung
- • internistische Abklärung, ggf. Herzschrittmacher
- - Coenzym Q10 Gabe als Versuch
- • Aufhalten des Fortschreiten der Erkrankung bisher nicht gelungen
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Definiere Myasthenia gravis.
Myasthenie ist eine Autoimmunkrankheit mit Störungen der neuromuskulären Reizübertragung, wodurch es zu einer pathologischen Schwäche und schnellen Ermüdbarkeit der Skelettmuskeln unter Belastung kommt
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Beschreibe den Pathomechanismus bei der Myasthenia gravis. #
- • Autoimmunerkrankung, bei der es zur Bildung von Antikörpern kommt
- • es tritt eine Schädigung der ACh- Rezeptoren der Muskelfasern ein
- • daraus resultiert eine Störung der Impulsübertragung vom Motoneuron auf die Muskelfaser
- • es kommt zu einer abnorm schnellen Ermüdbarkeit der quergestreiften Muskulatur
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Erkläre die Physiologie der Impulsübertragung am neuromuskulären Übergang. #
- • bei geforderter Muskelaktivität werden ACh- Moleküle aus der Synapse der Nervenfaser (Motoneuron) in den synaptischen Spalt abgegeben
- • das ACh lagert sich an die Rezeptoren der motor. Endplatte an
- • durch die Übertragung kommt es zur Muskelkontraktion
- • um die Muskelaktivität zu halten, wird weiterhin eine bestimmte Menge ACh- allerdings deutlich weniger als zur Aktivierung- in den synaptischen Spalt freigesetzt, bei gesunden Menschen ist diese Konzentration ausreichend, um eine konstante Muskelreaktion zu erreichen
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Erkläre die Pathologie der Impulsübertragung bei Myasthenie am neuromuskulären Übergang. #
- • aufgrund der Autoimmunreaktion werden ein Teil der ACh- Rezeptoren zerstört/blockiert und es stehen weniger Rezeptoren zur Verfügung als physiolog.
- • am Anfang der Reizübertragung sind genügend ACh- Moleküle im synapt. Spalt, um eine Muskelkontraktur auszulösen
- • bei längerer Innervation lässt die Ausschüttung jedoch nach und die Menge der ACh- Moleküle ist nicht mehr ausreichend, um die intakten ACh- Rezeptoren zu versorgen, die Wahrscheinlichkeit, dass ein ACh- Molekül an einen ACh- Rezeptor gelangt wird immer geringer
- • führt letztendlich zu einer raschen Ermüdbarkeit der Muskulatur
- -> Zusammenhang zum Thymus: diese Antikörper werden hier produziert
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Beschreibe die allgemeine Symptomatik der Myasthenia gravis. #
- • typisch ist die im Tagesverlauf und unter Belastung zunehmende Augensymptomatik
- • im Anfangsstudium häufig zuerst Augensymptomatik
- • Schwäche der facialen Muskulatur -> schlaffe Gesichtsmuskulatur
- • Sprech-, Kau- und Schluckstörungen
- • später belastungsabhängige Schwäche der Extremitäten, Rumpf und Atemmuskulatur
- • myasthene Krise: akute Verschlechterung mit Ateminsuffizienz
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Beschreibe die Augen- Symptomatik der Myasthenia gravis. #
- • Schwäche des Levators -> Ptosis häufig Erstsymtom, ein- oder bds. Auftreten mgl.
- • Schwäche des Orbicularis
- • Schwäche der äußeren AM (Akkommodation und Pupillomotorik sind intakt)
- • wechselhafte Paresen:
- - nicht eindeutig zuzuordnen
- - es kann prinzipiell jeder Muskel oder jede Muskelgruppe betroffen sein
- - ein- oder bds. Auftreten mgl.
- - totale Ophthalmoplegie möglich
- • spontane Lidzuckungen
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Wie wird eine Myasthenia gravis diagnostiziert? Wonach müssen sie gezielt in der Anamnese fragen? #
- • ausführliche Anamneseerhebung (Beginn, im Tagesverlauf zunehmend, Belastungsabhängigkeit, variable DB in Richtung und Ausmaß, schwankende Ptosis) und Medikamente erfragen (können Myasthenie/Symptome auslösen/verstärken) z.B. Antirheumatika
- • Binokularstatus, Stellung, Motilität, Liddiagnostik
- • klinische Untersuchungen:
- - Simpson- Test (1 Min. max. Aufblick)
- - umgekehrter Simpson- Test (10 Sek. Augen fest schließen- Besserung der Ptosis?)
- - Schwäche des Orbicularis (U. versucht festgeschlossene Augen zu öffnen)
- - Ice- Test (Besserung der Ptosis nach Kühlung?)
- - Ermüdungsreaktion an der Harmswand (Pat. schaut 30 Sek. in die eingeschränkte BRT; Winkel vergrößern sich stetig)
- - Sakkadenprüfung (währenddessen Ermüdung)
- - Sleep- Test
- - Mary- Walker- Phänomen (Treppensteigen)
- • medikamentöse Diagnostik: Tensilon- Test
- • konsiliarische Abklärung: Elektromyographie, Radiologie, innere Medizin (ACh- Antikörper), Abklärung ob weitere Autoimmunerkrankung vorliegt
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Was sind die Differentialdiagnosen der Myasthenia gravis?
- • alle erworbenen Ptosen
- • andere okulären Myopathien (CPEO, EO, Myositis): durch Wechselhaftigkeit der Befunde, Belastungstests und letztendlich durch den Tensilon- Test abzugrenzen
- • erworbene Paresen, supranukleäre Augenbewegungsstörungen
- • dekomp. Heterophorien: tlw. berichten diese Pat. auch zu Beginn ein ermüdungsabhängiges Auftreten der Beschwerden
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Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Myasthenia gravis? #
- • bei 10- 20% der Pat. mit okulärer Myasthenie ist eine Spontanremission zu beobachten, die dauerhaft sein kann oder aber zu einem Rezidiv mit progressiver Verschlechterung führt
- • bei rein okulärer Myasthenie ist zunächst der Verlauf abzuwarten, hier ist nur eine symptomatische Therapie zu empfehlen:
- - starke körperliche Belastung vermeiden
- - Prismenausgleich, ggf. Okklusion
- - Ptosisbügel
- • bei generalisierter Form oder lange bestehender okulärer Form ohne Besserungstendenz kausale Therapie:
- - ACh- Esterasehemmer (Mestinon)- wirkt auf AM nicht ganz befriedigend
- - Immunsuppression durch Cortison
- - Immunsuppression durch Azathioprin- Wirkung allerdings erst nach 3- 12 Mon., daher oft in Kombi mit Cortison
- - in der myasthenen Krise intensivmedizinische Überwachung
- - Thymektomie auch ohne Thymom (man erhofft sich Besserung der Symptomatik)
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Wie ist die Prognose bei Myasthenia gravis?
- • langsam progredient
- • Letalität 10- 20%
- • beste Prognose bei rein okulärem Befall: keine Minderung der Lebenserwartung
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Definiere okuläre Myositis?
- • die Myositis ist eine Entzündung des Muskels
- • es können alle äußeren AM betroffen sein
- • die Entzündung führt zu einer Verdickung des Muskelbauches und der Muskelsehne
- • diese Verdickung führt zu einer passiven Motilitätseinschränkung
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Was ist die Ursache der okuläre Myositis?
- • ungeklärt
- • vermutl. allergisches/ autoimmunolog. Phänomen
- • kommt auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen vor, z.B. Morbus Crohn, HIV
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Was sind die okulären Symptome der okulären Myositis? #
- • meist einseitig
- • Protusio bulbi (Exophthalmus)
- • BH- Rötung/ Schwellung
- • Lidschwellung
- • Motilitätseinschränkung je nach Ausprägung, tlw. auch nur isoliert einzelne AM betroffen
- • Diplopie
- • Bewegungsschmerz in Zugrichtung des betroffenen Muskels (bei Kontraktion) und/oder entgegengesetzter BRT wegen reduzierter Dehnbarkeit des betroffenen Muskels
- • tlw. blaurötliche Verfärbung der Muskelansätze
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Was sind die allgemeinen Symptome der okulären Myositis? #
- • Fieber, Mattigkeit
- • Schwindel
- • Sinusitis
- • Herpes usw.
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Was sind die Differentialdiagnosen der okulären Myositis? #
- • jeglich andere Entzündungen des Orbitainhalts, z.B. Orbitaphlegmone (=diffuse sich infiltrativ ausbreitende Entzündung)
- • Paresen
- • EO: MRT, Ultraschall oder Echo zur Differenzierung notwendig:
- - Myositis: spindelförmige Auftreibung/Verdickung der betroffenen Muskeln vom Ursprung bis zum Ansatz mit Sehnenbeteiligung
- - bei der EO ist die Sehne i.d.R. nicht betroffen; häufig bds., mehrere AM
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Wie wird die okuläre Myositis therapiert? #
- • hoch dosiert oral Kortikosteroide (Myositis spricht sehr gut auf Cortison an, daher schon nach 1 Woche Reduzierung mgl.)
- • tlw. bei noch nicht gesicherter Diagnose, auch Antibiotika empfohlen
- • ggf. Immunsuppressiva• bei Resistenz ggf. Bestrahlung
- • bei störenden DB auch Okklusion oder Prismengabe
- • bei irreversiblen Paresen ggf. AM-OP
- • bei Opticus- Neuritis hoch dosiert lokale Cortisongabe
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Wie ist die Prognose der okulären Myositis?
• kann zu Rezidiven nach Monaten oder Jahren neigen, vor allem bei zu kurzer Cortison- Therapie (insbes. bei der chron. Form)
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