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Definiere subnormales Binokularsehen. #
- • füllt den Zwischenbereich zwischen völlig intaktem Binokularsehen, normaler Fusion und vollständigem Stereosehen unter allen Bedingungen und dem konstanten Mikrostrabismus mit manifester Abweichung, HAK und Binokularsehen auf anomaler Basis
- • es sind alle Kombinationen gemeint, die weder eindeutig normal noch eindeutig anomal sind
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Benenne die 6 Charakteristika und erkläre sie jeweils kurz. #
- 1. Abhängigkeit von den äußeren Bedingungen:
- - die Untersuchungsergebnisse sind abhängig von den äußeren Bedingungen, wie Beleuchtung, Konturen und Kontrast
- - z.B. kann eine schlechte Beleuchtung die periphere Fusion beeinträchtigen
- 2. Fusionsschwäche bei Reduktion des Stimulus:
- - je mehr periphere Konturen bestehen, desto besser funktioniert der bifoveolare Einschnappmechanismus
- - z.B. nachts Diplopie beim Autofahren durch Verlust der peripheren Fusion
- 3. Stereoschwäche:
- - Mängel bei Flächentests
- - ein geringer Defekt liegt schon vor, wenn die Antwort signifikant länger dauert
- 4. Schwäche des Einschnappmechanismus:
- - Fusionsfähigkeit reicht nicht aus, den Parallelstand der Augen stabil zu halten
- - typischerweise zu Beginn der Untersuchung bessere Kompensation als beim Wiederholungsbefund
- 5. Labilität der Korrespondenz:
- - bei intermittierenden Abweichungen kann auch die Korrespondenz mit der Augenstellung zusammen wechseln
- - Korrespondenz kann schwanken zwischen anomal i.S. eines divergenten oder konvergenten Winkels oder zwischen anomal und normal
- 6. genetische Disposition:
- - ggf. Amblyopieprophylaxe bei jüngeren Geschwistern
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Benenne die typischen Krankheitsbilder bei denen es zu subnormalem Binokularsehen kommen kann. #
- • Heterophorie (auch obligate Fixationsdisparität, welche sich nicht prism. ausgleichen lässt)
- • intermittierende Exotropie
- • Motilitätsstörungen
- • akkommodatives Schielen
- • monokulare oder binokulare Deprivation
- • frühkindliche Esotropie
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Bei welchen Patienten kommt es zu Horror fusionis?
- • früher häufiger nach orthoptischer Schulung, selten auch spontan oder postoperativ
- • die Disposition liegt offenbar in einer Kombination aus häufiger Unfähigkeit zu fusionieren und einer Unfähigkeit zu supprimieren
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Beschreibe das Erscheinungsbild des Horror fusionis. #
- • tanzende DB um das Fixierobjekt, tlw. wirkt es so, als ob sich die DB voneinander abstoßen
- • DB werden als an einem Ort aber hintereinander angegeben
- • DB können unter keinen Umständen ausgeglichen werden (Prismen, Synoptophor)- nähern sich an, aber verschmelzen nicht
- • tlw. nur zentrale DB, die periphere Fusion kann intakt sein
- • definitionsgemäß liegt normale Korrespondenz vor, evtl. auch rivalisierend mit einer anomalen Korrespondenz
- • es ist für diese Pat. meist angenehmer, wenn die DB eng beieinander stehen
- • die Beschwerden sind meist weniger lästig und störend, als bei sensorisch Gesunden mit einer erworbenen Esotropie
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Zählen sie die verschiedenen Therapiemöglichkeiten des Horror fusionis auf. #
- • bestmögliche bzw. subjektiv angenehmste Winkelverhältnisse schaffen, durch Prismen bei kleinen Winkeln, bei großen Winkeln auch OP möglich, um den DB-Abstand möglichst klein zu schaffen
- • bei sehr störenden DB:
- - Okklusion durch Mattfolie oder Mattglas
- - Fehlkorrektur oder deutliche Unter- bzw. Überkorrektur
- - geschwärzte Irisprintlinse
- - DB möglichst nicht beachten
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Benenne und erkläre die 3 häufigsten DD des Horror fusionis. #
- • Metamorphopsien durch org. Erkrankung der Macula -> Amsler-Netz
- • Aniseikonie: Bildgrößenunterschiede induzieren eine Fusionsunfähigkeit -> PDH
- • bilaterale Trochlearisparese: z.B. nach SHT; die große Excyclo kann zu ähnlichen nicht ausgleichbaren DB führen und leicht übersehen werden
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Zählen sie die Untersuchungen auf, die man bei Diplopie durchgeführt.
- • Diplopie monokular oder binokular?
- • Lage und Abstand der DB zueinander?
- • konstant oder zeitweilig?
- • Blickrichtungsabhängig?
- • sind die DB prismatisch ausgleichbar?
- • wenn nicht, ggf. am Synoptophor prüfen, hier kann ohne Prismensprünge eingestellt werden, oder PDH unter Ausgleich der Cyclotropie
- • liegt völliges Fusionsunvermögen vor, oder ist kurzzeitig Fusion möglich?
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Erläutern sie die Therapiemöglichkeiten bei subnormalem Binokularsehen.
- • Therapie ist nur sinnvoll, wenn auch subjektive Beschwerden bestehen
- • individuell anzupassen:
- - insgesamt optimale Bedingungen schaffen, z.B. Refraktionsvollausgleich; alle möglichen Störfaktoren sollten beseitigt werden
- - Vorsicht mit orthoptischer Schulung- höchstens Konvergenzübungen oder Entspannungsübungen
- - bei Kindern kann man eine TZO versuchen, um bei rivalisierender Korrespondenz ein stabiles Einstellen auf eine anomale Korrespondenz zu verhindern
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