4. Semester: Erinnerungskultur

  1. Wo findet man Geschichte in der Öffentlichkeit?
    • Schule / Schulfächer
    • Denkmäler
    • Bücher / Zeitschriften
    • Anlage v. Städten / Architektur / Altstädte
    • Gedenktage / Feiertage / Jubiläen
    • Öffentliche Feste (z.B. Mittelaltermärkte)
    • Kunst
    • Zeitzeugen
    • Straßennamen
    • Museen
    • Medien (Zeitung, Fernsehen, Radio, Internet)
    • Videospiele
    • Filmindustrie
    • Kleidung
    • Öfftl. Debatten
    • Kirchen
  2. Welches Fazit kann man aus der Verbreitung v. Geschichte in der Öffentlichkeit ziehen?
    • Geschichte in allen Lebensbereichen
    • Geschichte beeinflusst d. Individuum
    • G. ist alltäglich
    • prägt Werte (pol. Grundwerte)
    • prägt Erziehung
    • prägt Rollenbilder
  3. Was haben die Assmanns definiert?
    Das kollektive, kultzrelle und kommunikative Gedächtnis
  4. Was ist das kollektive Gedächtnis?
    • Gedächtnisleistung einer Gruppe 
    • Erinnerungen der Menschheit
    • ->identitätsstiftend
    • ->gemeinschaftsbildend
  5. Was ist das kommunikative Gedächtnis?
    • bezieht sich auf ca. 80-100 Jahre zuvor
    • mdl. Austausch zw. den ca. 3 Generationen
    • gemeinsame (meist) persönliche Erinnerung
    • Deutung v. Geschehnissen
    • ->Subjektivität

    ⇛ bewusstes Auseinandersetzen
  6. Was ist das kulturelle Gedächtnis?
    • reicht weiter als 3 Generationen zurück
    • traditionelle historische Quellenarbeit
    • Auslegung / Deutung durch Experten (Archivare, Historiker)
    • tradiert durch Überlieferungsrituale

    • ⇛Stütze unserer Kultur
    • ⇛konsumieren
  7. Was sind die Funktionen von historischer Erinnerung (für Individuum, Nation und Gesellschaft)?
    • kulturschöpfend / traditionsbildend
    • Identitätsfindung
    • weitet d. Blick auf gesellsch. Entwicklung
    • Mahnung / Perspektivität f. zukünftiges Denken und Handeln
    • Bildung v. zentralen Werten
    • Verantwortung ggü. d. eigenen Auftreten
    • Selbstkritik / -reflexion
    • Gedenken 
    • Bildung
    • Geschichte als Handlungsvorbild
    • Legitimierung v. Herrschaft
    • Unterhaltung
  8. Was sind Geschehnisse der deutschen Geschichte am 9. November?
    • (sowohl positive als auch negative Ereignisse)
    • 1918: Ausrufung d. Republik ("November-Revolution")
    • 1923: Hitlerputsch
    • 1938: Novemberpogrome
    • 1989: Mauerfall (Öffnung d. deutsch-deutschen Grenze)
    • -> Diskussion: Holocaust Gedenktag am 9. November?
  9. Lutherbild 1817
    • Vorbild für Kampf um Freiheit
    • Fels der Kirche
    • Mann Gottes
    • liberaler Nationalist
    • Befreier Dtl.
    • Symbol für Revolution (f. STudenten)

    • -> Politisierung d. Lutherbildes
    • ->Vorreiterrolle für:
    • Aufbau eines Nationalstaates
    • Liberalisierung d. Regierungen
  10. Lutherbild 1917
    • Kämpfer für Dtl.
    • brachte Zugang zu Gott
    • Befreier des "dt. Geistes von Vorherrschaft fremder Gefühls- und Gedankenwelt"
    • (->Katholizismus?)
    • Vorbild, AUtorität
    • Heldenfigur, Ehre
    • "Erlöser"

    • -> Soldaten motivieren
    • ->Abgrenzung v. anderen Ländern
    • -> Legitimation des Krieges
    • -> Gleichsetzen: Religion & Militär
    • (Verbindung Bismarck - Luther)
    • -> Volk aufhetzen gg. "Feind"
  11. Lutherbild 2017
    • mutig, weil gg. Konventionen seiner Zeit
    • (!) L. solle nicht als "großer Reformator" gesehen werden
    • guter Hausvater, Musikliebhaber - "hausbackenes L.-bild"
    • Volksheld, der Autorität d. Stirn bietet
    • ev. Kirche sehe L. nur im Rahmen d. Religion,
    • beachte nicht pol. Dimension,
    • sehe L. fälschlicherweise als Identifikationsfigur
    • ev. Kirche schaut "auf d. Person L."
    • (u.a. auch Blick auf Antisemitismus, Bauern-, Hexenhass)
    • L. als "Touristenmagnet"
    • -> "den L. bieten, den die Leute sehen wollen"
  12. Wie kann man Luther in Bezug auf die dt. Identität setzen?
    • "Die Dt. haben L. geformt, wie sie ihn haben wollten" 
    • -> "Mittel zum Zweck"
    • Einfluss a.d. dt. Identität hat ü.d. Jh. abgenommen
    • Kritik nahm zu (?) <- diskutabel
    • Bedeutung d. Reformation gering
    • -> P. heute: Es gibt nicht DIE Identität
  13. Welche Funktionen hat ein Mythos?
    • Sinnstiftende Funktion
    • Integrationsfunktion
    • Legitimierungsfunktion
    • Emanzipatorische Funktion
  14. Sinnstiftende FUnktion?
    • Religionsersatz i.d. säkularisierten Welt
    • soll Orientierung geben 
    • insbes. in Krisenzeiten
  15. Integrationsfunktion?
    • Einzelne zu einem Ganzen
    • Stärkung d. Gemeinschaft
    • -> Gründungsmythen
    • Verbindung v. Vergangenheit m. Gegenwart
  16. Legitimierungsfunktion
    • Begründung v. herrsch. Autorität
    • Rechtfertigung pol. Herrschaft
    • R. v. Unterschieden innerhalb d. Bevölkerung
    • R. v. Ideologien
    • Animierug zu gemeins. Handeln
  17. Emanzipatorische FUnktion
    Einbindung d. Einzelnen in die politische Gesellschaft
  18. Welche Mythenkategorien gibt es?
    • Ursprungs- / Gründungsmythen
    • Beglaubigungsmythen
    • Verklärungsmythen
    • Mythen, die eine Katharsis / Urkatastrophe beschreiben
  19. Ursprungs-/ Gründungsmythen
    Schwerpunkt auf Schlüsselereignis / Schlüsselfigur

    z.B. Gründung v. Rom
  20. Beglaubigungsmythen
    • Politik legitimieren
    • z.B. Luther -> Antisemitismus
  21. Verklärungsmythen
    Verfälschen v. Ereignissen
  22. Mythen (Katharsis, Urkatastrophe)
    • Troja -> Katastrophe rundherum
    • Dolchstoßlegende -> NS erhielt Schwung
  23. Mythologisierung v. Luther?
    • über Jh. hinweg unterschiedlich mythologisiert
    • 1817 -> Vorbild für Kampf um Freiheit -> Legitimierungsfunktion
    • 1917 -> Befreiung d. dt. Geistes, Zusammenführen d. Volkes gg. "Feind"
    • -> Integrationsfunktion
    • sinnstiftende Funktion: Halt und Orientierung geben, bestimmte Ideologien & Werte vermitteln -> Luther als Vorbild
    • Legitimierungsfunktion -> Unterschiedliches Lutherbild je nach Jh. 
    • -> Schwerpunkt auf stärkenden Aspekten

    ⇛Mythos bleibt in seiner Wandelbarkeit bestehen und darin, dass er immer wieder aufgegriffen wird
  24. Wie hängen Mythos und Geschichte zusammen ? (nach Segal)
    • Mythos = erzählte Geschichte 
    • Leerstellen i.d. Geschichte werden durch Mythen gefüllt
    • Können im Verständnis ü.d. Zeit Teil der GEschichte Werden
    • Interpretation mit Funktion / Überlieferungszweck
    • Segal: "Heutige Meinung: Mythos = Unwahrheit", laut ihm diskutabel
  25. Mythen als...
    • Lückenfüller der Geschichte
    • wahrer Kern + Funktion
    • Image Upload 2
  26. Funktionen von Mythen für die Gesellschaft nach...
    Leggewie 1995
  27. Was sind nach Leggewie du Funktionen von Mythen für die Gesellschaft?
    • begründen Gemeinschaftswerte einer Gruppe 
    • /kollektives Bewusstsein

    • legitimieren d. Gemeinwesen
    • in ihnen liegt die "Begründung" einer Gesellschaft

    • politische Mythen 
    • stützen die Gemeinschaft (Identitätsfunktion)

    Begründung eines sozialen Bewusstseins einer Gruppe

    • räumlicher & zeitlicher Zusammenhalt f. eine Gruppe
    • -> Stützen durch Erzählungen a.d. Vergangenheit 
    • /weisen in die Zukunft
  28. Fazit zu Funktionen v. Mythen f.d. Gesellschaft nach Leggewie?
    • Gruppen werden durch Mythen gestärkt
    • -> stärken den Mythos

    Mythen binden das Individuum a.d. Gruppe
  29. Vergangenheitsbewältigung
    • Vorraussetzung → etwas ist abgeschlossen
    • Auseinandersetzung nicht mehr notwendig
    • ggf. Verdrängung
  30. Aufarbeitung der Vergangenheit
    • aktiver Umgang m. d. Vergangenheit
    • Erforschen/Nachfragen
    • Beschäftigung ggf. der Nachkommen/Betroffenen
    • krit. Reflektieren/Gestalten
  31. Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
    • kritisches Betrachten
    • kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen
    • pers. Bezug ggf. nicht zwingend notwendig
    • sachliche Betrachtung
  32. Geschichtsbewusstsein
    • Verarbeitung von historischem Wissen
    • ABER unabhängig von Wissen
    • Ziel: Orientierung in Zeit, Bezugnahme auf Gegenwart
    • Herausbildung individuellen Bewusstseins
    • erfolgt mit Spracherwerb
  33. Geschichtskultur
    • Umgang & Verarbeitung von historischen Ereignissen in der Gesellschaft
    • sinnbildende Darstellung (z.B. Kunst, Mythen)
    • historische Geschichtskultur (Fakten, basierend auf Quellen
    • gegenwärtige Geschichtskultur (Interpretation, z.B. von Kunst)
  34. Geschichtspolitik
    • politisch funktionale Deutung von Vergangenheit
    • Zweck: Durchsetzen in der Öffentlichkeit
  35. 1895
    • Wilhelminische Gesellschaft / Kaiser
    • Gehorsam / Obrigkeitsgedanke
    • Tradition
    • Militarismus (u.a. Marineuniformen)
    • Kolonien: "Platz an der Sonne" ⇨ Konkurrenz
    • Weltmachtsbestreben
    • Besserung von Industrie & Technik nimmt zu ⇨ Fortschritt
    • Erzfeind Frankreich
  36. 1925
    • "Goldene Zwanziger"
    • unsichere Zukunft ⇒ Suche nach klaren Strukturen
    • Medien, Fortschritt ⇒ Modernisierung
    • Arbeitslosigkeit
    • Wirtschaftskrise
    • Weimarer Republik P
    • Kriegsniederlage / Schmach
  37. 1940
    • Nationalsozialismus
    • Stolz auf die eigene "Rasse" / Vorherrschaft der "arischen Rasse"
    • Weltherrschaft
    • Hitler / "Führergedanke"
    • Volkstum/-gemeinschaft
  38. 1955
    • Wirtschaftswunder
    • Ost-West-Gegensatz / Kalter Krieg
    • Verdrängung
    • Flüchtlingsfrage
    • dt. Teilung
    • BRD: Orientierung in Europa (Integrationsbestreben)
    • Amerikanisierung, z.B. Rock'n'Roll
  39. 1968
    • Generationenkonflikte (Vorwürfe, Schuldzuweisung)
    • Studentenbewegung, Hippies
    • Emanzipation der Frau, Sexuelle Befreiung
    • Annäherung DDR/BRD
    • Aufarbeitung
  40. 1995
    • Wiedervereinigung
    • Schuld / Scham
    • Arbeitslosigkeit
    • Umweltzerstörung
    • Verantwortung
  41. 2016/17
    • Wohlstand
    • Demokratie
    • Vergangenheit+Kultur+Traditionen
    • Gemeinschaft
    • Verantwortung 

    ⇨ grds. "positive" Identität
  42. Der "deutsche Sonderweg" Historiker?
    Historiker?

    Wehler
  43. Positive Deutung 
    • Welcher Zeitraum?
    • 19. Jahrhundert bis Ende des 2.WK
  44. Positive Deutung
    • eigener Weg ⇒ Abgrenzung von anderen (z.B. von "Erzfeind" Frankreich)
    • "dt. Größe" basiert auf militärischen Strategien
    • ⇨ LEGITIMATION des Weges
  45. Negative Deutung
    • Welcher Zeitraum?
    • 20. Jahrhundert
  46. Negative Deutung
    • KRITIK an positiver Deutung
    • Scheitern der Weimarer Republik war nicht unbedingt
    • Gründe für den "dt. Sonderweg ..
  47. Gründe für den "dt. Sonderweg" nach Wehler
    • Besonderheit der Gründung des dt. Staats
    • Bedeutung des Militärs
    • autoritäre, personale Staatsführung (Bismarck)
    • industrielle & gesellschaftliche Modernisierung
    •      ↯ traditionelle, autoritär geprägte Gesellschaftsstruktur 
    • nie bürgerliche Revolution
    • Machteliten "Feinde" von Demokratie & Liberalismus
    • Kriegsverlust
    • WeltWirtschaftsKrise
    • demokratische Entwicklung in WR instabil
  48. Erste Phase
    • 1945-1949: "Phase der politischen Säuberung"
    • Kollektivschuldthese (WS nicht berücksichtigt)
    • Verurteilung der Siegermächte
    • Nürnberger Prozesse, Entnazifizierung, Potsdamer Konferenz, Beginn Kalter Krieg
    • Bev: fühlt sich von Mitverantwortung entbunden
    • verdrängt WS -> keine persönliche Verantwortung/Scham
    • Spruchkammerverfahren -> diskriminiert
  49. Zweite Phase
    • 1949-Ende 50er: "Phase der Vergangenheitspolitik"
    • Beginn einer systematischen strafrechtlichen Verfolgung der NS-Täter (öffentlich durch Medien)
    • BRD: Entschädigungszahlungen an Juden
    • DDR: keine Anerkennung der Juden als Opfer
    • DDR: kommunistischer WS -> Helden, andere WS nicht beachtet
    • Denkmal Bendlerblock
    • Bev: Selbstjustiz, Schluss-Strich-Mentalität, "Opfer" Hitlers
  50. Dritte Phase
    • Ende 50er - Ende 70er
    • Prozesse (öffentlich durch Medien), z.B. Eichmann-Prozess
    • Bev: Umdenken; Anfang der Mitschuld; Konflikt jung-alt
    • BRD: mehr Akzeptanz für Demokratie
    • BRD: mehr Interesse an WS
    • DDR: keine Gedenkstätten, totschweigen, Nutzen zu Propagandazwecken -> Sozialismus
    • DDR: Glorifizierung des kommunistischen WS (Märtyrer)
  51. Vierte Phase
    • Ende 70er - Ende 80er
    • öff. Interesse an Holocaust -> Stärkung der Position
    • diskutiert, umstritten: Gedenkstätten, Museen usw. 
    • Historikerstreit: Holocaust einzigartig? Nie wieder?
    • "2.Verdrängung": Fokus auf andere Opfer (nicht mehr Juden)
    • DDR: weniger Fokus auf Holocaust
    • BRD: auch WS anderer; Einrichtung Ausstellung Bendlerblock
  52. Fünfte Phase
    • Gegenwart seit 1990
    • Dt. Schuld immer noch Streitfrage
    • Interesse an Dt. als Opfer
    • "Neue Gedenkkultur", Gedenktage
    • Wiedervereinigung
    • Bev: Wunsch nach Beendigung der Aufarbeitung
    • geprägt durch Medien
    • neue, bisher umstrittene WS-Gruppen gewürdigt, z.B. kommunistische, jüdische und Rettungs-WS
Author
nelema
ID
331449
Card Set
4. Semester: Erinnerungskultur
Description
Erinnerungskultur
Updated