V36. Schmerz und Analgesiologie II

  1. einteilung analgetischer substanzen
    • antipyretisch-antiphlogistische analgetika: NSAID
    • antipyretische analgetika (nicht-säuren): paracetamol, metamizol
    • (nicht antipyretische-antipholgistische analgetika: nefopam, flupritin) -> in ch nicht erhältlich
    • opioide
    • therapie migrände: triptane, ergotamine
  2. NSAID
    • säuren:
    • > salicylsäurederivate: ASS
    • > indolessigsäurederivate: indometacin
    • > arylpropionsäruen: ibuprofen
    • > arylessigsäuren: diclofenac
    • > anthranilsäuren: mefenaminsäure
    • nicht-säuren: oxicam, coxibe
  3. stufenschema der schmerztherapie
    zuerst wissen, wie stark die schmerzen sind. einteilung in 3 stufen. leichte schmerzen: nicht opioid in kombination mit eine adjuvans (reduktion von gewissen nebenwirkungen, wie pantoprazol). ist der schmerz nicht behandelbar oder nehmen sie zu. kommt auf stufe 2 -> schwaches opioid mit oder ohne nicht-opioid und kombi mit adjuvans. nicht behandelbar/stärker -> stufe 3: starkes opioidwider in kombi möglich.
  4. ASS
    • irreversible hemmung von COX1/COX2: acetyleinheit wird auf cox übertragung -> acetylisierung. alle anderen nsaid hemmen nur reversibeL.
    • indikationen: > dosisabhängig
    • - thrombozyten aggregionshemmung <0.1g
    • - schmerz 0.5g
    • - fieber 0.5g
    • - entzündung >3g, für diese indikation wegen den zu hohen dosen nicht mehr
    • resorption: schnell und hoch (beginnt schon im magen)
    • wrikung schon nach 0.5-2h, plasma-hwz: 15 min. gespalten im plasma in salicylsäure -> hat selber eine kleine aktivität. dies hat dann auch eine längere hwz.
    • metabolisierung: GI, leber: hauptmetabolite: salicylursäure (75%), glukuronide (15%)
    • elimination: renal (pH abhängig) durch anderung des ph elimination erhöhen. alkalysierung-> 80-90% ausscheiden. wichtig bei einer vergiftung. saurer pH: kaum da selber eine säure
  5. vergiftungssymptome von ASS
    • bei >10g
    • übelkeit, erbrechen, tinnitus
    • zns gängig: stimulation des atemzentrum, zuerst resp alkalose, dann met. azidose
    • hyperventilation, später atemlähmung
    • -> hyperthermie, exsikkose, koma
    • therapie:
    • wiederherstellung von säure/basen-gleichgewicht
    • harnalkalisierung mit bicarbonatlösung
    • forcierte alkalische diurese
    • hämodialyse
  6. nebenwirkungen von ASS
    • GIT: magen-blutungen, -ulzera (<10-30%), bei gabe über längere zeit -> gabe PG analoga oder protonenpumpenhemmer
    • niere: Na-retention, ödeme, hypertonie -> analgetika-niere
    • ZNS: kopfschmerzen, schwindel, tinnitus, sehstörungen, psychische symptome
    • bronchien: konstriktion, analgetika-asthma: arachidonsäure akkumuliert, mehr leukotriene gebildet -> bronchienkonstriktion
    • gerinnungssystem: hemmung der TC-aggregation (100%)
    • uterus: kontraktionshemmung
    • SS: wehenhemmung, verlängerung der SS, ist am schluss der ss kontrainduziert, wegen dem verschluss des ductus botalli (verbindung aorta-lungenarterie)
    • sonstige: bei kindern mit virusinfektionen: reye-syndrom, letalität <50%, ist aber selten (enzephalopathie, leberverfettung, erbrechen, fieber, koma)
  7. mefenaminsäure
    ponstan. kein gutes medikament. ist nicht besser wirksam als andere aber hat zusätzliche nw
  8. mefenaminsäure pharmakokinetik
    • nach oraler gabe rasch resorbiert (>70%)
    • max plasmaspiegel: 1-3h, HWZ: ca 2h
    • metabolisierung hauptsächlich über CYP 2C9
    • ausscheidung über niere
  9. mefenaminsäure NW
    • wie andere NSAIDs
    • leberschädigung
    • irreversibles nierenversagen
    • colitis
  10. coxibe
    • cox-2 selektive hemmer
    • celecoxib, etoricoxib
    • cox-2 selektivität lumiracoxib (leberschäden) = etoricoxib > valdec = rofec. (beide kardiovaskuläre schäden) >> celecoxib B1
    • indikationen: rheumatoide arthritis, osteoarthrose
    • metabolisierung über CYP2C9, elimination über niere
    • HWZ: ca 10h (celecoxib), ca 20h (etoricoxib -> vorteil nur einmal am tag geben)
  11. nicht-selektive NSAIDs vs COX-2 hemmer
    • ulzerationen +++++ / -
    • plättchenaggregationshemmung +++++ / -
    • hemmung der nierenfunktion +++ / ++
    • bronchospasmus ++ / ? (noch nicht geklärt)
    • ZNS effekte ++ / ++ (?)
    • ödeme ++ / ++ -> lässt sich von nierenfunktion ableiten
  12. zusätzliche UAW der cox-2 hemmer
    • GI: verschlimmerung vorgeschädigter magenmukosa. adaptive cytoprotektion. cox-2 wird bei ulzerativen prozessen induziert -> grosse menge PG -> wundheilung
    • niere: im kombination mit immunsuppressiva (cyclosporin oder tacrolimus): verstärkte nephroptoxizität möglich
    • blut: prothrombotische wirkung (VIGOR, APPROVe studien) -> senkung des PGI2 im gefässendothel, verstärkte wirkung des pro-thrombotischen TXA2
  13. paracetamol
    • acetaminophen
    • das am meisten verwendete analgetikum in der pädiatrie
    • gute antipyretische, analgetische aber keine antiphlogistische wirkung
    • resorption: schnell und vollständig, HWZ: 1-2 h (bis zu 4 fachige einnahme am tag)
    • analgetische einmaldosis: 0.5-1g
    • bei hohe dosen (ab > 10g): leber-/nierenschädigung
    • phenacetin-niere: tubulusnekrosen, chronische interstitielle nephritis, papillennekrosen
  14. phenacetin-niere
    • grund: metabolisierung in der leber va über CYP1A2 -> entstehung des tox. metaboliten n-acetylimidochinon. reaktionen mit glutathion und umwandlung zum unschädlichen mercaptursäurederivat -> niere. hat er bereits einen vorschaden, sinkt die schwelle. grund metabolisierung: reaktives zwischenprod entsteht. normal gekoppelt an reduktionsmittel. glutathinspeicher abfallen, kann nicht mehr gekoppelt werden -> interaktion mit leberzellen und deren tod.
    • therapie bei intoxikation: n-acetylcystein
  15. metamizo (dipyron)
    • indikationen: starke akute schmerzzustände, ua bei kolikschmerzen (spasmolytische wirkung) und bei hohem fieber.
    • genauer wirkmechanismus unklar
    • prodrug: im GIT hydrolyse und resorption (100%), in leber: metabolisierung zu verschiedenen aktiven metaboliten (4-aminoantipyrin)
    • wirkdauer: 3-5h
    • UAW: anaphylaktische reaktionen, schock. sehr selten agranulozytose (1:1 mio)
    • evt genetisch bedingt, dass gewisse populationen ein höheres risiko haben
  16. opioide
    ?, ? und ?- rezeptoren. an verschieden orten repliziert, deshalb die verschiedenen wirkungen
  17. zentrale wirkungen von opioiden
    • analgesie (NT freisetzung, hyperpolarisation, aktivierung seroton. bahnen)
    • euphorie (aktivierung von dop neuronen in VTA und D-freisetzung im nuc accumbens)
    • muskelrigidität (hemmung von dop. N. in s nigra und freisetzung im striatum)
    • atemdepression (reduzierte empfindlichkeit des AZ gegenüber PCO2 im blut)
    • antitissiv (hemmung meduläres hustenzentrum)
    • miosis (aktivierung nucleus oculomotorius)
    • sedierung (hemmung aszendierender teil der formatio reticularis)
    • anxiolyse (hemmung von locus coeruleus neuronen)
    • krämpfe (hemmung GABA-freisetzung u aktivierung von hippocampalen pyramidenzellen)
    • emesis/antiemesis (stimulation der chemorezeptoren (früheffekt), hemmeung brechzentrums (späteffekt))
    • blutdrucksenkung (hemmung des barorezeptorreflexes –> orthostase)
    • bradykardie (aktiverung des nucleus dorsalis nervi vagi)
  18. periphere wirkungen von opioiden
    • magenentleerung sinkt (abnahme der magenmotalität, pyloruskonstriktion)
    • spastische obstipation (tonus erhöht, motalität sinkt) (besserung eines durchfalls)
    • störung des gallenflusses (kontraktion gallenblasenmuskulatur)
    • harnverhalt (kontraktion des sphincter vesicae)
    • wehenhemmung (reduzierte oxytocinempfindlichkeit des uterus)
    • hautallergien, asthmaanfal (histaminfreisetzung)
  19. akute morphinvergiftung
    • vergiftungstrias: miosis (unterscheidung zu anderen vergiftungen wie zb mit barbituraten), atemdepression, koma (cyanose, kalte haut, blutdruckabfall, bradykardie).
    • lethale dosis beim nicht-opioid-abhängigen: 0.12g parenteral, 0.3-1.5g oral. letale dosis beim abhängigen stark erhöht. therapie: O2, antagonist: naloxon iv.
  20. morphin
    • voller agonist, starkes opioid, referenzsubstanz
    • natürliches opiumalkaloid (papaver somniferum)
    • verschiedenste applikationsformen
    • orale bioverfügbarkeit: ca 30% da hoher first-pass-effekt
    • wirkmaximum: 30min; bei retardform: 3-4h
    • metabolisierung in aktive und inaktive glukuronide
    • ausscheidung renal
    • hohe toleranzentwicklung (bis zu 10-20 x dosissteigerung) (keine toleranz bei obstipation, miosis, geringere bei atemdepression)
  21. fentanyl
    • voller agonist, starkes opioid
    • hohe affinität zum ?-rezeptor, ca 100x potenter als morphin
    • indikation: anästhesie, neuroleptanalgesie (iv), starke chronische schmerzen (TTS)
    • iv, kurze wirkdauer (20-30 min) (umverteilung in muskulatur, fettgewebe)
    • als pflaster: TTS=transdermales therapeutisches system, lange wirkdauer bis 72 h (hautdepot), im pflaster in eine matrix eingebaut und dann langsam freigesetzt. diffundiert dann in die obersten schichten der haut -> dort bildung eines zwischendepots und dann eine diffusion in die blutgefässe.
    • sehr hohe lipophilie, daher höhere konz. im ZNS -> periphere UAW geringer (spastische obstipation)
  22. tramadol
    • schwacher ?-agonis, schwaches opioid
    • am häufigsten verwendetes opioid
    • analgetikum bei leichten/mittleren schmerzen
    • aktiver metabolit durch demetylierung (2D6) (polymorphismus! - menschen mit einem reduzierten aktivismus von dem cyp) -> potenterer ?-antagonist als tramadol
    • zentrale alpha2-adrenerge W., 5-HT rückaufnahmehemmer -> dadurch leichte antidepressive wirkung
  23. naloxon
    • reiner antagonist
    • keine analgetische wirkung
    • indikation: antidot bei intoxikation
    • bei süchtigen: entzugssymptome
    • applikation: nur iv, orale bioverfügbarkeit 2%
    • wirkdauer 30-60 min
    • nalotrexon als alternative: orale gabe möglich, bioverfügbarkeit 10-40%; wirkdauer 24-48 h, unterstützend bei entzugstherapie
  24. entstehung des migränekopfschmerzes
    1. gefässerweiterung der intrakranialen extrazerebralen blutgefässe, 2. neuropeptidfreisetzung, 3. schmerzsignalübertragung via ganglion n. trigemini an nucleus caudalis -> thalamus -> kortex ->phonophobie, photophobie, kopfschmerzen, autonome aktivierung: übelkeit, erbrechen
  25. therapie der migräne – akuter migräneanfall
    • leichte und mittelgradige migräneattacken: NSAIDs (ASS, paracetamol, ibuprofen) plus antiemetikum (da es mit übelkeit einher geht)
    • schwere und unwirksamkeit der nsaids: triptane: 5-HT1B und 5-HT1D agonisten: vasokonstriktive wirkung, hemmung neurotransmitter freisetzung.
    • ergotamintartrat: 5-HT1B und 5-HT1D agonist; partieller alpha-rez-agonismus an der glatten muskulatur der gefässe
  26. migräneprophylaxe
    wenn migränemittel mehr als an 10tagen/monat nötig. beta-blocker (metaprolol, propranolol): mechanismus unklar. ca-antagonist fluvarizin, topiramat, valproinsäure, amitriptylin
  27. ergotaminderivate vs triptane
    • 5-ht1a: nauese/emesis/verstimmung: triptane wirken weniger stark auf diese als ergotamine. 5-ht1b, 1d: anti-migräne-wirkung: triptane auch etwas schwächer wirksam.
    • ergotamine wirken unspez auf andere rezeptoren. via 5-HT2A, 2C: unerwünschte effekte auf die gefässe, schwäche, benommenheit, auch adrenerge rezeptoren sorgen dafür. via D1: git effekte, nausea/emesis
Author
catfood
ID
331444
Card Set
V36. Schmerz und Analgesiologie II
Description
schmerztherapie
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