-
Definition Lernen
Lernen ist ein individueller Prozess, der zu relativ stabilen Veränderungen im Verhalten und Erleben führt
-
Aspekte des Lernens
- 1. Veränderung gegenüber früheren Verhaltensformen/ Organismuszuständen (Verbesserung oder Verschlechterung)
- 2. individueller Vorgang (gebunden an Informationsaufnahme und -Verarbeitung)
- 3. auf Umwelt bezogen
- 4. vermittelter Prozess (abhängig von Sinnen, Gehirnleistung und Wissen)
- 5. bezogen auf Dinge, die eine andauernde Veränderung darstellen
- --> hypothetisches Konstrukt --> aus verändertem Verhalten erschließbar
- nicht jede Veränderung ist lernen
Lernen (exogen, individualspezifische Leistung, sozial und inhaltlich determiniert) vs Reifung (Voraussetzung für Lernen, endogen mit exogener Bedingung, gattungsspezifisch/universell, biologische Funktion)
-
Hauptformen des Lernens
- a) nach Kontiguitätsprinzip (S-R Ansatz in raum zeitlicher Nähe, Pawlow, Setschenow)
- b) Verstärkerprinzip (Skinner, Folgen)
- c) sozial, kognitive Grundlage (Bandura, Köhler; Reize werden in Abhängigkeit von Informationen, die diese Reize tragen und subjektiven Bedeutungen und Erwartungen, bewertet
-
Systematik von Lernarten
- lernen nach hierarchischen Systemen (biologische/genetische Reifung)
- phänomenaler Art (Lernsubjekte, -objekte)
- Einteilung im Sinne entwicklungsgeschichtlicher Niveaustufen:
- 1. Habituation (einfachste Form)
- 2. klassische Konditionierung (Sonderform Prägungslernen)
- 3. operantes/instrumentelles Lernen (bedingte Aktion - Sonderform Trial and error)
- 4. Beobachtungs- Einsichtslernen
- (Lernen am Modell)
-
Mowrer - Einteilung nach Lerninhalten
Lerntyp I: Kenntnisse und Fertigkeiten, ZNS, Effektgesetze/Verstärkungsprinzip, Übertragung nur auf sehr ähnliches, bei Emotionen ist ZNS entscheidend
Lerntyp II: Einstellungen, Haltungen, Persönlichkeitseigenschaften, autonomes Nervensystem ANS, Kontiguitätsprinzip, Bekräftigung weniger bedeutsam, flacher Gerneralsierungsgrad, Emotionen eher beteiligt
-
polare Lernarten
- explizit vs implizit
- verbal vs anschaulich/bildhaft
- Reihen vs ungeordnet
- meachnisch vs sinnvoll
- Trial und error vs einsichtig
- absichtsvoll vs unbeabsichtigt
- noetisch/mental vs sneumotorisch
- verteilt/fraktioniert vs gehäuft/massiert
-
explizit vs implizites Lernen
- Lernen - explizit (Bsp. Grammatik lernen)/ Wissen als Gedächtnisinhalt
- a) Lerngegenstandsbezogene Lernintention/-Volition
- b) Lerngegenstand ist bewusst/ bewusstseinsfähiges Wissen, aussagbar
- c) Lerngegenstandsbezogene Einprägungs/-und Übungsaktivität/ wird im Handeln umgesetzt
- Lernen - implizit (z.B. Grammatiknutzung)/ Wissen als Gedächtnisinhalt
- a) keine Lernintention
- b) Lerngegenstand nicht bewusst / Wissen nicht bewusstseinspflichtig, nicht aussagbar
- c) keine Einprägungs-/Übungsaktivität/ Wissen ist handlungswirksam
durch Automatisierung vom explizitem Lernen zum impliziten Wissen
-
Kontiguitäts- (Assoziations-) Theorien - Schulen
- physiologische Schulen/ Pawlow - Reflexiologie
- klassische assoziationspsychologie/ Müller, Ebbinghaus, Pilzecker
- behavioristische Schulen/ Skinner, Guthrie, Watson
-
Klassische Konditionierung - Kontiguitätsprinzip
Kontiguitätsprinzip=wenn zwei Bewusstseinsinhalte gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander im Bewusstsein auftreten, ein Inhalt tendenziell die übrigen Inhalte auslöst
- Gedächtnisinhalte rufen andere hervor: Gesetz der Ähnlichkeit (Zitrone-Orange), Kontrast (Licht-Schatten), räumlich-zeitliche Nähe (Blitz-Donner)
Prinzip verkürzt Lernen auf Reiz-Reaktions-Verknüpfungen und die Koexistenz bzw Zusammenfallen von Bewusstseinsinhalten (keine Rolle von mentalen, emotionalen, motivationalen Aspekten)
-
Lernphasen - Konditionieren 1. Ordnung
1. Voraussetzungsprüfung (UCS -->UCR) - keine angeborene Reaktion durch neutralen Reiz
2. Lernphase (NS --> keine Reaktion)- neutraler Reiz darf selbst keinen Einfluss haben & wird mit unbedingten Reiz gekoppelt (Assoziation --> unbedingte Reaktion), durch Wiederholung kommt es zum lernen
3. Kann-Phase - bedingte Reaktion, Koppelung der mentalen Repräsentation des neutralen Reizes mit mentaler Repräsentation
durch wiederholtes gemeinsames Auftreten wird neutraler Reiz mit anderem Reiz assoziert
Zuwendungs- und Abwendungsreaktion
-
Klassisches Konditionieren - Einflüsse/Vorraussetzungen
- 1. Anzahl Wiederholungen (besser mehr, höher entwickelte Lebewesen)
- 2. Zeit zwischen neutralen Reiz und dem unbedingten/angeborenen Reiz (500 MS davor am besten)
- 3. Art des Reizes
-
Phänomene klassisches Konditionieren
- abhängig von Lebensbedeutsamkeit und Wahrscheinlichkeit vom auftretenden Reiz (bei hoch Generalisation, niedrig Diskrimination)
- Generalisation (erlernte Reaktion kann auch bei schwächeren Reizen aktiviert werden, je unähnlicher Reiz, desto schwächer Reaktion)
- Diskrimination (Einengung auf eingegrenzten Stimulus)
-
Gesetz der negativen Induktion
Erklärungsversuch für Auftreten von Diskrimination und Generalisation
Bei Übererregung im Gehirn - Hemmung der Region
bei sehr ähnlichen Reize --> evtl nervöse Störungen --> Lernmechanismus für Erlebens- und Verhaltensstörungen
-
Konditionieren höherer Ordnung - bedingte Verbindung unterschiedlicher Qualität
zwei neutrale Reize werden verknüpft, es kommt zu UCR --> Anzahl Ordnungen
- Tiere: bis zu 3. Ordnung
- Kleinkinder: 7. Stufe (für soziale Lernprozesse entscheidend)
- Extinktion durch fehlende Verbindungen
- Mensch - Löschungsresistenz (Trauma): wenn bedingte Reaktion sehr intensiv - Widerstand gegen Löschung - Mischung aus starkem physischem, kognitivem, emotionalem Aspekt
-
Formen bedingter Reaktion
a) voreilendes Konditionieren (verzögertes) - der bedingte Reiz beginnt vor unbedingten und läuft während UCS mit - antizipierendes Reagieren möglich - EEG, Erwartung entsteht
b) Sonderfall der Voreilung: Spurenkonditionierung - je länger Intervall desto länger Lernphase und mehr Wiederholungen - bedingt vor unbedingtem Reiz
c) verspätetes Konditionieren - bedingt nach unbedingt - Lernen sehr schwierig, da die zeitliche Nähe fehlt
-
Entstehung der Stimulus-Response-Verknüpfungen
- 1. Alles oder nichts Prinzip/ Guthrie: einmaliges Vorkommen von Reiz-Reaktion etabliert bereits stabile Verbindung
- 2. Postremitätsprinzip: nach Lernphase, Reihenfolge der Assoziation ist für Stärke dieser und Lernerfolg bedeutsam
- 3. Perservationsprinzip / Müller&Pilzegger: Assoziationen überdauern und können unerwartet erneut ins Bewusstsein treten
- 4. Häufigkeitsgesetz/ Watson: Assoziationsstärke ist eine Funktion der Häufigkeit des Auftretens - nimmt zu
- 5. Wiederholungsgesetz/ Lipman: mehr Wiederholungen - mehr Lerneffekt, Wiederholungswert nimmt mit jeder Wh ab
- 6. Geläufigkeitsgesetz/ Marbe: je geläufiger, desto kürzer die Zeit der Reproduktion
- 7. Ribotsches Gesetz/ 2. Jostsche Satz: Gedächtnis/ Lerninhalte werden in umgekehrter Lernreihenfolge abgebaut
- 8. Erster Jostsche Satz: wenn Assoziationen gleich stark, hat für die ältere eine Neuwh den größten Wert (lässt sich am besten reproduzieren)
- 9. Ebbinghaus`sche Vergessenskurve: Assoziationsstärke sinkt exponentiell mit Behaltensdauer, je länger Behaltensintervall dest mehr WH und Zeit, Behaltenskurve -20 min 60%; 60 min 46%, 9 h 38%
-
Assoziationspsychologisches Hemmungsgesetz
beschreibt die Erkenntnisse übers Nicht erinnern
- Vergessen= aktiver Prozess
- Einprägen von Assoziationen wirkt auf entstehen neuer --> Hemmung
-
Proaktive und retroaktive Hemmungen
- proaktive Hemmungen
- a) assoziative Hemmung: ein assoziiertes Item ist schwerer zu verbinden, als eines das nicht assoziiert ist, neulernen tw leichter als umleren, Restorff Effekt - wenn ein Item hervorsticht gilt Gesetz nicht (Umkehreffekt)
- b) ekphorische Hemmung: (Abrufhemmung) Erinnern benötigt Energie, wenn diese fehlt temporär kein Abruf und keine Reproduktion
- retroaktive Hemmungen
- a) rückwirkend: Vorgänge nach lernen, bestimmen ob wir uns Inhalte einprägen, am besten nach lernen andere Tätigkeit/Untätigkeit, im ZNS durch Informationsaufnahme "Spuren", diese brauchen Festigung, je weniger Störungen in Festigungsphase (postmentale Phase), desto leichter merken wir uns. Gesetzmäßigkeiten: je früher Störung, ähnlicher Einprägungsaktivität, desto schlechter Behalten
- b) affektiv: Gefühle stören postmentale Phase
-
Statistische Assoziationstheorien
Stimulus-Auswahl-Theorie (Kontiguitätstheorie)
|
|