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Wahrnehmungspsychologie
allg. Psychologie: Grundlage & Bindeglied
beschreibt Verhalten (erklären, beschreiben, kontrollieren) & Erleben, unterstützt Menschen
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Sensorische Elementarqualität vs Wahrnehmung
- sensorische Elementarqualität: nicht gegenständlicher, unmittelbarer Effekt auf Reiz, Empfindung Frühform und Voraussetzung für Wahrnehmung
- Sinne (Entfernungs-, Haut- und Tiefensinne)
- treffen Aussagen über Umwelt
- Wahrnehmung: komplexer Vorgang der sinnlichen Repräsentation gegenwärtiger Sachverhalte
- kognitiver erkenntnisschaffender & informationsverarbeitender Prozess
- führt zu Integration von Informationen (Beziehungen zwischen Einzelteilen, Einheit "sinnlich" & Sinn)
- Informationen werden verglichen & modifiziert (Schema)
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Assoziationismus kontra Gestalttheorie
- Assoziationismus (Zusammenschluss): Empfindung sind summative/additative Verbindungen und Ganzheit nicht mehr als Einzelteile
- Konstanzannahme (jeder Reiz kann Empfindung zugeordnet werden)
- Einzelempfindungen lassen sich beliebig vereinigen
Gestalttheorie: Ganze mehr als Summe der Teile, Prinzip der Transponierbarkeit, Ebbinghaus (Seelenleben Einheit, keine Summe)
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Stellung der Wahrnehmungspsychologie in der Allgemeinen Psychologie
- innerpsychologische Begründung: Über Wahrnehmung leicht inter-individuell verständigen, und kynernetisch, technisch & mathematisch beschreiben, exzellentes Wissen über physiologische Grundlagen, experimentell leicht auslösbar
- außerpsychologisch: fundamentale Bedeutung für Erkenntnisprozess, Bindeglied sinnliches Erleben & Denken, Nativismus (Voraussetzung angeboren) vs Empirismus, Darwins Evolutionstheorie (Natur ist Ergebnis von Anpassung)
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Wahrnehmungsbegriff
- Bestandteil eines einheitlichen kognitiven Vorgangs
- aktiver, selbstbestimmter Vorgang der Informationssuche, - Auswahl und -Analyse
- Voraussetzung für zielgerichtetes Handeln (wechselseitige Beeinflussung Wahrnehmung <-> Handeln)
- gebunden an: Entwicklung Bewegungsapparat, historische Entwicklung der menschlichen Tätigkeit
- unterliegt: biologischen, gesellschaftlich (erzeugt und übernommenen) Gesetzmäßigkeiten, Tätigkeiten in denen sich diese entwickeln
- Integration polymodaler Informationen zu relativ reizinvarianten Objektabbild (Perzept)
- polymodales Wahrnehmen: mehrere Sinne an Wahrnehmung beteiligt
- intermodale "Sprache" (gemeinsamer Code und Metrik)
- visuelle Wahrnehmung leite akustische
- Koppelung visueller mit kinästethischer Wahrnehmung (Auberches Phänomen)
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Prozesse der Wahrnehmung
- kurze oder lange Folgen, afferent & reafferent
- Perzepte: integrative innere Repräsentation
- Abbildung: mit Sinnensphysiologie, äußerer und innerer Psychophysik
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Teilprozesse des Wahrnehmens: Analyse-durch-Synthese-Theorie (Stevens und Halle)
A Aufnahme und Verarbeitung
1. Vorverarbeitung der Erregungsmuster (Störung beseitigen, verfeinern, wiedererkennen, ...) - 2. Kodierung (Reize zur jeweiligen sensorischen Elementarqualität zuordnen - kinästhethisch, konzeptuell, perzeptuell)
- 3. (Kurzfristiges) Behalten
- 4. Vorläufige Analyse und Integration (Relevanz, Assoziationsprozess, Gradientenerfassung EUII)
- 5. Synthese eines hypothetischen Gesamtbilds
- 6. Aktivierung/ Abruf von Gedächtnisbesitz
- 7. Vergleich Ist-Abbild & hypothetisches Abbild
- 8. Abbruch der weiteren Informationsaufnahme
- 9. Antwort auf Reiz
- B Energetische Prozesse10. Allgemeiner Aktivierungsprozess (Orientierungsreaktion)
- Analyseprozesse: 1 - 4
- Synthese: 3,5,6
- Vergleich: 3,7,8,9
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Hauptprobleme der Wahrnehmungspsychologie
Differenzierungs- vs. Bereicherungstheorien
- erlernt (Empiristen z.B. Deprivation, Umkehrbrille) vs angeboren (Nativisten z.B. visuelle Klippe, Gambienzellen)
- Kritik an Gottschald (Nativismus): differenziertes System sowohl mit angeborenen als auch erlernten Wahrnehmungsleistungen
- Katzenkarussel
- Differenzierungskonzept: alles notwendige angeboren, aber durch Lernprozesse wird Wahrnehmung ausdifferenziert (Gibson)
- Bereicherungskonzept: Grundlage angeboren, durch Lernen Neuerwerb (Postman)
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Kontextabhängigkeit
- selbe Reiz abhängig vom Kontext unterschiedlich wahrgenommen
- a) situationsabhängig (auch Umgebung wahrgenommen)
- b) erfahrungsabhängig (Bezugssystemeffekt)
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Tiefenwahrnehmung und phänomenale Metrik des Raums: Nichteuklizität
- objekt-/ physikalischer Raum <-> funktionaler Raum (durch Handeln)
- funktionaler Struktur nicht vollständig - "euklidisch" (Längen und Winkel werden "physikalisch" nicht korrekt wahrgenommen)
- funktionaler Raum:
- 1. konstellativ
- 2. inhomogen
- 3. anisotrop
- Mondtäuschung: knapp über Horizont wird Mond größer wahrgenommen
- 1. Schalenstruktur des Wahrnehmungsraums
- 2. Entfernungen horizontal schneller zu überwinden als vertikal
- 3. serielles System
Blumenfeld-Hillebrand-Alle
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Zentralproblem: Verhältnis Reizstruktur - Wahrnehmung
- Umwelt wird präziser wahrgenommen als sie tatsächlich ist
- gleiche (distale) Reize können verschiedene Wahrnehmungen ergeben (Ebbinghausche Kreistäuschung)
- Erklärung Psychophysik:
- Assoziationspsychologie: Beziehung Reiz - Wahrnehmung - Assoziation erlernbar
- Gestaltpsychologie: keine eindeutige Beziehung - Irregularitäten & Existenz autonomer Gesetzmäßigkeiten
- heute: gesamte Reizstruktur beachten (beides)
Konstanzerscheinungen: wechselnde Reizeinflüsse führen nicht immer zu Wahrnehmungsveränderung und gleiche Beziehungen nicht immer zu gleicher Wahrnehmung
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Konstitutive Merkmale des Wahrnehmens
Gegenständlichkeit
- bewusst gewordene Reizeinwirkungen werden als Sachverhalte außerhalb der Sinne wahrgenommen --> sie werden zu Gegenständen unseres Handelns (nicht alle sind Abbilder/ können abgebildet werden)
- Variablen höherer Ordnung wirken mit
- Folge: relative Invarianz
- Gegenständlichkeit Repräsentations(Perzept)Qualität, ihre Modalitätsabhängikeit und Störungen):
- Gegenständlichkeit: erworben/Entwicklungsergebnis, Exterorezeptoren & Interorezepoten/Propriorezeptoren (Empfindungs- keine Abbildungsqualität)
- Störungen: Agnosie (nicht erkennen) - Wahrnehmung distaler Reize und Weiterleitung ans ZNS ohne weitere Verarbeitung, Alexio (Wortblindheit), toxische Schädigungen (z.B. durch Narkose) --> gegenständliche Wahrnehmung ist eine getrennt störbare Leistung der Exterorezpetoren
-Wahrnehmung von Gebrauchseigenschaften: Objekte mitsamt Funktion/ Zweck wahrgenommen, Wahrnehmung wird durch zugeschriebene Objekteigenschaften beeinflusst
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Invarianz als Klassifizierungsresultat: Begriff, Mechanismen, Klassifikationsarten, Folgen
- trotz wechselnden Reizen relativ konstante Eindrücke
- Wahrnehmung relativ unveränderlich
- Invarianz = Ergebnis erlernter Klassifizierungsprozesse & Basis für menschliches und geistiges Leben (Grundlage für Begriffsbildung und Voraussetzung für Klassifizierung)
- Klassifikationsarten:
- 1. begriffliche Teilleistung
- 2. intersensorische Teilleistung (Wechselwirkung Sinnesorgange)
- 3. sensumotorische Teilleistung
- 4. sinnlich sensorische Teilleistung
Phänomene der Invarianz: Größen-, Form-, Farb-, Helligkeits-, Orts-, Sprachverständniskonstanz & Einheit von optischem und taktilem Raum
- beteiligte Mechanismen:
- a) angeborene (unbedingt reflektorisch)
- b) einfache, erlernte (bedingt reflektorisch)
- c) komplexe, erlernte
- Prinzipien/Erscheinungen, die durch Klassifizierungen erklärt werden können:
- apperzeptiver Charakter des Wahrnehmens (mehr wahrnehmen als vorhanden)
- selektiver Charakter
- Wahrnehmungseinstellungen
- Konstanzerscheinungen
- Bezugssystemwirkungen
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Ganzheitlichkeit ("Gestaltqualität") und Ordnung im Wahrnehmen
- intermodales Wahrnehmen:
- Apperzeption: Integration von verschiedenen Sinnen und Ergänzung durch Gedächtnisinhalte
- Synästesie: Übertragung von einem Sinn auf andere
- Führungsmodalität: optischer Sinn
- Verhältnisse wahrnehmen: Teil-Ganzes-Effekt
- Beziehungen werden beim wahrnehmen erfasst (Verhältnis- und Strukturwahrnehmung)
- sachbedingtes Gliedern (Bedeutung beimessen), Transponierbarkeit von Gestalten, Gesamtheit der Teile (Wechselwirkung der Teile mit Ganzem -> Verzerrung)
- "ordnendes Wahrnehmen" - autochtone Leistung oder Umweltrepräsentation?
- Umwelt bietet Strukturen, auf die der Mensch zurückgreift
- Suche nach Ordnung: Übergeneralisierung & Manipulation
Gestaltgesetze sagen voraus, welche Reizwirkungen gesetzmäßig zu Gestalt zusammengefasst werden
- Prägnanzgesetz: Wahrgenommenes in Form von guter Gestalt bringen
- Bsp: Geradlinigkeit, durchgehende Kurve, Nähe, Ähnlichkeit, Geschlossenheit, Fortsetzung
- Erklärung: Klassifizierung (Vereinfachung) ist Produkt der biologischen Ökonomie, ordnungsstiftende Wahrnehmung keine autochthone, willkürliche Leistung sondern Anpassungsleitung
- Umwelteinflüsse werden normalerweise geordnet wahrgenommen
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Sinnerfülltheit des Wahrnehmens
- Unterscheidung zwischen Inhalt und Bedeutung von Eindrücken im Erkenntnisprozess (Bedeutung wird immer mit gelernt und verändert Wahrnehmung)
- sinnliches Erfassen von Inhalten und Zumessen von Bedeutung (baut auf klassenrelevanten Informationen auf)
Reafferenzprinzip: Regelprinzip zur Kontrolle und Rückmeldung eines Reizerfolgs an ZNS - Bedeutung wird aufgrund von Sinnesmeldungen (Afferenzen), erfasst ZNS organisiert Information & Begriffe leiten Wahrnehmung
- Erklärung: Hypothesentheorie des Wahrnehmens
- Objekte Reizmuster mit mehrdeutigen Informationen können durch Erwartungen, Hypothesen unterschiedlich aufgenommen werden
- Phänomene der Sinnerfülltheit (Zuwendung zu Gegenständen, die uns interessieren z.B. Figur-Hintergrund)
- Konsequenz des begriffsgebundenen Wahrnehmens
- sinnerfülltes Wahrnehmen: Objekte werden als angehörige einer/mehrerer Klassen wahrgenommen
- Verstärkung von Hypothesen
- Wirkung starker Hypothesen (Aktivierungshäufigkeit, Dominanz, Veränderungresistenz)
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Wahrnehmen als begriffliches Wahrnehmen
- Begriffe sind automatisch in Wahrnehmung integriert (Abbildungen sinnlicher und logischer Art)
- Semantische Tripelreaktion: Repräsentation äußerer Sachverhalte durch Worte: Begriff - Zeichen: Wort (= Träger der begrifflichen Repräsentation) - bezeichnender Sachverhalt
- Entstehung und Äußerung: durch bedingt reflektorische Verbindungen zwischen Objekt und Bezeichnung
- 1. haptische Abbild in andere Sinneserfahrungen integriert
- 2. haptisches durch Visuelles kompensiert
- durch Begriff: erhält Wahrnehmung Generalsisierungs/ Abstraktionsqualität
- Unterschiedliche Wahrnehmung gleicher Dinge ist abhängig davon, was uns leitet
- 1. begriffliche verallgemeindernde Wahrnehmung -> Normalfall (sensorische Merkmale in nicht-sinnliche integriert: Einheit Sinn&sinnlich, Einordnung ins Begriffsystem, Identifikation)
- 2. Agnosie: nur sinnliches Erkennen/ sensorische Elementarqualität
- 3. (Anterograde) Amnesie: begriffliche Wahrnehmung ohne Erkennen und Einordnern in die eigene Biographe
- Leistungen begrifflicher Komponenten: ordnender Aspekt durch Begriff und Wort, Erweiterung der Wahrnehmung um nicht-individuelle Klasseneigenschaften, begrifflich gestützte Hypothesen, Einfluss gesellschaftlicher Erfahrungen, Identitätsstiftung, Erleichterung und Verbesserung der Wahrnehmung
- Sprache und Begriffe bestehen aus Regelsystemen (Whorf)
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Abhängigkeit des Wahrnehmens von aktuellem und vorgängigem Kontext
Selektion & Hinzunehmen (des Kontexts)
- Arten von Kontextabhängigkeiten:
- Kontextfaktoren
- aktuelle Situationsbedingtheit
- vorangegangene Einwirkungen (Doppelfunktion der Reize als Übertragungsfunktion und Bezugssysteme - einzelner Reiz bestimmt nie alleine Wahrnehmung)
- Wahrnehmungsanpassungen: Verschiebung des Eindruck-Kontinuums gegenüber Reiz-Kontinuum
- verschiedene Reize --> verschiedene Wahrnehmung, aber jeder gleiche Reiz auch andere Wahrnehmung (drei-Schalen-Experiment)
- Lokale Wahrnehmungsanpassung: Adaption (ständig einwirkende Reize unterdrücken), trotz Dauereinwirkung kann feiner unterschieden werden, Herabsetzung Erregbarkeit
- Situationsbedingte Wahrnehmungsanpassung: Adaption gleicher Reize, die unmittelbar mit Situation verbunden (Rot-grün-Brille)
- Koordinationsanpassung (Stratton-Kohler Paradigma): taktil-kinästethische Meldungen bringen Informationen über die Beschaffenheit der Realität
- Redundanz: überzufällig häufig auftretende Reizmuster haben hoßes Maß an Redundanz (Entlastung des Organismus, feinere Reaktion, mehr Unterschiedsempfindlichkeit)
- Bezugssysteme: Wahrnehmung als Klassifizierungsvorgang
- Geflechte aus Wechselbeziehungen zwischen absolut (ohne Bezug) erscheinenden Einwirkungen, die eine funktionelle und phänomenale Gliederung bewirken und Eindruck mitbestimmen
- Repräsentation der Umwelt und basieren auf sinnliche & praktischen Erfahrungen (nicht autochthon)
Phänomene und Begriff:
- Ursache: absolute Wahrnehmung einzelner Eigenschaften, aber Aufhebung Absolutheit nicht möglich
- unbewusster Bezug auf Gesamtsystem
- auf frühere Erfahrungen bezogen
- Verarbeitung: Bezug aktueller Reize auf: den Mittelwert der bereits erfahrenen, Häufigkeit des Auftretens, Spannweite der Eindrücke
- Ankerreize: besonders herausragende Einflüsse (bereits einzelne Reize können Bezugssysteme verändern)
- Vergleiche beziehen sich auf gegenwärtige Aktualsystem als auch frühere Reize (mnestisches Bezugssystem)
- Wirkungen von Aktual-Bezugssystemen und von mnestisch stabilisierten Bezugssystemen
- 1. Systembedingte Eigenschaften als Ausdruck von Bezugssystemen
- a) Bereichsbildung absoluter Eigenschaften
- b) Identifizierung von Einzelsachverhalten als Klassenobjekt
- c) Wahrnehmung absolut erscheindner Zustände
- d) Wahrnehmung von Teilfunktionen
- 2. Wahrnemungsveränderung/ - Akzentuierung als Ausdruck von Bezugssystemen
- a) Aktivierungsveränerungen (Orientierungsfunktion doer Habituierung)
- b) Einzelsachverhalte werden verändert wahrgenommen
- c) Größe und Lage der kategorialen Bereiche
- Struktur von Bezugssystemen (Wittes Bezugssystem-Theorie)
- 1. Gliederung eines Bezugspunkt
- a) ein Punkt (Indifferenzpunkt, von dem Wahrnehmung geleitete wird - "Mitteneindruck")
- sukzessive Mitteilungsstrategie: Kontinuum in gleich große Klassen unterteilt, in Unsicherheitsbereichen neue Kategorien
- sequentielle Strategie: Eindrücke unmittelbar auf vorangegangene bezogen
- b) mehrere Bezugspunkte (komplizierte Systeme): Mittenlage = Inferenzlage (geometisches Mittel)
2. Anzahl von nebeneinander existierenden Bezugssystemen (Haupt- und Nebenbezugssysteme)
- a) Systemhierarchien (übergeordnete bestimmt Feinere, Systemähnlichkeit bestimmt Elementarähnlichkeit, Kategorieneinteilung nicht auf Untersysteme übertragen)
- b) Wirken von Haupt- und Partialsystmen: Sachverhalte gleicher Art können zwei oder mehr Bezugssystemen zugeordnet werden, die nicht deckungsgleich sein müssen
3. Anzahl der variablen Eigenschaften (ein- oder mehrdimensionale Bezugssysteme)
- für Entstehung von mehrdimensionalen Bezugssystemen
- 1. Herausfiltern einschlägiger, klassenbildender Merkmale (aufgrund von Wissensbasis, Entstehung einer subjektiven Skala und Formung der Gewichtung dieser)
- 2. gedächtnismäßige Speicherung typischer Klassenvertreter (Prototypen, Gewichtung Skalenwerte)
- 3. Klassifizieren neuer Sachverhalte durch Ähnlichkeitsvergleich (sequentiell und parallel, hypothesengleitete Wahrnehmung)
- Herkunft von Bezugssystemen: wenige sind angeboren und werden ausdifferenziert, größte Teil in Ontogenese erworben
- Bezugssysteme sind nicht unveränderlich: a) gegenstandsspezifische, situationsspezifische, aufgabenspezifische
- Wahrnehmungseinstellungen: Veränderung der aktuellen Wahrnehmung aufgrund vorangegangener Wahrnehmung
- Bereitschaft sinnliche Eindrücke wahrzunehmen und zu handeln
- Usnadse-Paradigma: Einstellungsphase (Vorerfahrung) führt zu Wahrnehmungseinstellung (große und kleine Kugeln)
- Einstellungsbrüche: Fehldeutung eines klassenfremdne Objekts, höhere Erkennungs- und Antwortzeiten, Aktivierungssteigerung
- Reduktion: Herausbildung von Hypothesen -> Organismus reagiert mit Reduktion (Reduzierung von Energie und Aufwand, ökonomische Entlastung -> Fehlerquelle)
- Merkmale der Wahrnehmungseinstellungsbildung: Klassifikation (nur Prüfung klassentypischer Merkmale), Redundanz-Ausnutzung (nur gründliches Erfassen von Unerwartetem), Nachteil: Quelle für gesetzmäßig auftretende Fehler (Erwartungsfehler), automatisches Handeln
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Gerichtetheit des Wahrnehmens
- wir nehmen nicht isoliert, sondern als ganzheitliche Persönlichkeit wahr (Verbindung zu bereits erlebtem)
- Wahrnehmung dient zur Regulation des Verhaltens (Einfluss durch Bedürfnisse, Interessen, ...)
- keine künstliche Trennung kognitiver und emotionaler Prozesse
Beziehung von Mensch zu Dingen: a) Prozess des Wahrnehmens - Wahrnehmung angeboren (reflektiv) oder systematisch (zielgerichtet), b)Wahrnehmungsabbild - Perzept ist von Beziehung, aber auch Valenz abhängig --> Wahrnehmungsakzentuierung --> Veränderung der Wahrnehmung durch Valenz
Experiment von Bruner&Godman
- Größe von Pappscheiben und Münzen einschätzen
- Münzen größer, da wertiger (Überschätzung eher bei armen Kindern)
Schäfer-Murphy Effekt
- durch Tachstokop zwei Mondhälften dabieten
- mit Valenz (Wert) belegte Scheibe wurde als Figur, nicht belegte Scheibe als Hintergrund wahrgenommen
- Wahrnehmung = Verbindung zwischen physikaler Reizdimension und bedürfnisbedingt Valenz (Veränderung der Wahrnehmung durch Valenz: Selektion, (Reorganisation/ Umordnung
- intraserieller Effekt: Valenz vergrößert Abstände innerhalb Reizserie (Wahrnehmungsspreizung)
- interserieller Effekt: Differenzierungsvergrößerung - Größen überschätzen
Verfahren zum Bewis von Persönlichkeitsstilen: Rorschach-Test & Szondi-Test (Erfassung der Inhaltspräferenzen des Betrachters - Inferenz-Test (Stroop)
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Soziale Einflüsse im Wahrnehmen
- jede Wahrnehmung sozial determiniert
- soziales Wahrnehmen durch Begriffe bestimmt
- Wahrnehmungsanker: Übernahme von Wahrnehmungsankern anderer Personen - ohne mit ihnen in Verbindung zu treten (Gniza-Versuch: riechen an Glaskolben mit Wasser)
- Wahrnehmungsveränderung: aufgrund von Druck (Asch-Effekt)
- Erklärung der Wahrnehmungsveränderung: Wahrnehmung hat sich nichts geändert --> durch anpassen der Aussagen, Veränderung der Sensibilisierung (Schwelle) der Sinne, Wahrnehmung hat sich verändert --> durch Übernahme der Wahrnehmungsanker
Konformitätseffekt (nach Crutchfield):interindividuelle Unterschiede, sogar bei persönlich bedeutsamer Wahrnehmung, Abbau wenn sozialer Druck entfällt
(nach Upmeyer): Druck in sozialen Umgebung ändert Wahrnehmung, Änderungen der Sensibilisierung/ Schwellen
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Wahrnehmen als Tätigkeit
- als perzeptive Tätigkeit
- (aktiv erkenntnisschaffender Prozess)
- 1. Wahrnehmen ist Vorgang der allmählichen Abbilderstellung
- 2. aktiver Prozess
- 3. als eigenständige Handlung auftreten
- 4. ontogenetische Verkürzung äußerer Bewegungsoperationen zu interiorisierten perzeptiven Operationen
Perzeptive Operationen
Arten: ausführende, perzeptive/erkennende, kognitive/ informationsverarbeitende Operationen
- Funktionen:
- 1. Makrobewegungen: gnostisch/erkenntnisschaffend (Folgebewegungen & sakkadisch z.B. im Spiegel in die Augen schauen: Such- und Einstellungsbewegungen)
- 2. Mikrobewegungen: (Grundlagenfunktion & spezialisierte gnostische)
- 3. postexpositionelle Augenbewegungen: (vikariierendes System)
- Ablauf der Makrobewegungen: 1. Fokus richten, 2. räumliche Informationen sammeln, 3. gnostische Informationen: Objekt erkennen, 4. anzahl der Sakkaden sagt etwas über die Einschätzung des Objekts
- Zusammenfassung: ermöglicht frühzeitige Reduktion von Informationen, Auswertung ganzer Beziehungsgeflechte (chunking), nur wesentliche Merkmale mit neuem Informationsgehalt, Verkürzung perzeptiver Prozesse <-> bessere Ausfilterung wesentlicher Informationen
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Problem eindeutiger Beziehungen zwischen Reizstruktur und Wahrnehmung
Sachverhalte der Wahrnehmungskonstanz: Phänomen, dass Objekte als stabil, invariant und konstant wahrgenommen werden
Konstanz: zu Anpassung auf tatsächliche Beschaffenheit, relative Unveränderlichkeit trotz sich ändernder Reize, variable Merkmale, die durch Reizbeschaffenheit verzerrt werden, werden trotzdem richtig wahrgenommen, korrektes erkennen und klassifizieren
- 1. Ortskonstanz
- 2. Geschwindigkeitskonstanz
- 3. Größenkonstanz (Entfernung, vertikal-horizontal, automatische Anpassungsleistung)
- 4. Form und Gestalt (Gestaltpsychologie. gesammelte Erfahrung bewirkt Entzerrung - aufgrund guter Gestalt, heutige Erklärung. ähnliche Mechanismen wie bei Größenkonstanz)
- Farbkonstanz/ Helligkeitskonstanz (achromatisch und chromatisch)
- Emmertsche Gesetz - bei Nachbildern (Größe hängt von Entfernung der Fläche ab)
- Erklärungsversuche: wahre Größe erst durch Erfahrung/ Gedächtnis - aber auch neues kann größenkonstant wahrgenommen werden
- Zusammenwirken unterschiedlicher Erfahrungen und Einwirkungen
- primäre Tiefenkriterien: Akkomodation, Konvergenz, Querdisparation
- sekunderäre Tiefenkriterien: verdecken/überlappen, Größe & Perspektive, Texturgratient, Schatten
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Erklärungen von Invarianzerscheinungen (neuere Ansätze)
- keine 1;1 Beziehung
- immer Reizcluster und nicht nur Einzelreize wahrgenommen
- Neuformulierung des Problems: ökologische Wahrnehmungstheorie (Gibson) - Prinzip Wirkungsgabelung/Bifurkationmenschlicher Organismus baut auf geordnete Reizströme, die Informationen für Korrekturen enthalten - Mehrinformationen sind Variablen höherer Ordnung, immer Reizstruktur mit Ordnung
- 2 unterschiedliche Arten von "Störungen": (Kardos, Bühler) einfache Einstellungen und echte Verderbung des Informations-Zustroms (Äquivokationen = Doppelsinnigkeit - alle Konstanzerscheinungen)
- Informationstheorie: (Ashby, Shannon): wenn 2. Informationskanal vorhanden, wird Mensch mit Äquivokation fertig
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Variable höherer Ordnung/ Beziehungen als Reize
- Helligkeits- & Farbkonstanz: Wirksamkeit einfacher Verhältnisse
- Größenkonstanz: Wirkung von Gradienten - Gibsons ökologische Theorie vs Linschotens "Lufttheorie" - nutzt immer Texturgradient, Größenkonstanz auf Störinformation zurückzuführen, Mensch hat Mechanismen die Variablen höherer Ordnung auswerten
neurophysiologische Auswertungsvorgänge von Variablen höherer Ordnung: Kompensations- (einholen von Doppelbildinformation -> Kompensation), Korrektur- (vergleichen und korrigieren) und Rekonstruktionsmechanismen (unscharfe Informationen aufnehmen und auswerten)
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