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1. Was versteht man unter Nanoleakage? Wie kann man das Problem bei Acetonbasierten
- Adhäsivsystemen vermeiden? (Adhäsivfibel, S. 57)
- - Undichtigkeit der Kunstoff-Dentin-Klebung auf Molekülebene, z.B. durch fehlendes
- Rewetting bei Aceton-basierten Adhäsivsystemen oder zu langer Dentinätzung
- - führt zu Hypersensibilitäten
- - fehlendes Rewetting nach Konditionierung → Dentin ist übertrocknet → freigelegtes
- Kollagennetz kollabiert → das Adhäsiv kann das demineralisierte Kollagen nicht richtig
- penetrieren → diese insuffiziente Penetration hat nanoskopische Undichtigkeiten zur Folge,
- welche als „Nanoleakage“ bezeichnet werden → es kommt zu postoperativen
- Hypersensibilitäten, da das kollabierte Kollagen eine Art „Feder-/Staucheffekt“ aufweist
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2. Was sind Silane, wo kommen sie vor?
- - Zwittermoleküle mit organischem und anorganischem Molekülanteil, bestehend aus einem
- Siliziumgrundgerüst mit Wasserstoff
- - Vorkommen:
- → Verbundphase moderner Kompositwerkstoffe
- → als Haftsilan in der Komposit-Verblendtechnik (Kunststoff-Metall-Verbund)
- → Insertion/Konditionierung von Keramikinlays; also Monobond (im Variolink-System
- für den Verbund Keramik/Komposit)
- → zur Reparatur von Füllungen (CoJet)
- - Silane mit niedrigem pH (4,0 und 4,5) zeigen etwas stärkere Verbundkräfte als solche mit
- höherem pH (5,5 und 6,0)
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3. Adhäsivsysteme (VL 2, S. 12) (Adhäsivfibel, S. 50ff) (Hellwig/Klimek/Attin, S. 208)
- - Adhäsiv = Niedrigvisköse, amphiphile und hydrophobe Monomere
- 1. Adhäsivsysteme mit selektiver Schmelzätzung (3-4 Schritte)
- a) Schmelzkonditionierung → Dentinkonditionierung → Pimer → Adhäsiv (z.B. Gluma,
- 3 Flaschen)
- b) Schmelzkonditionierung → Dentinkonditionierung & Primer (dentinkonditionierender
- „selfetching Primer“) → Adhäsiv (z.B. Prisma Universal Bond 3, 3 Flaschen)
- c) Schmelzkonditionierung → Dentinkonditionierung & Primer (dentinkonditionierender
- „selfetching Primer“) → 2x Adhäsiv (z.B. Syntac Classic, 3 Flaschen)
- 2. Adhäsivsysteme für die Etch-and-Rinse-Technik (= total etch Technik) (2-3 Schritte)
- a) Schmelz- & Dentinkonditionierung → Primer → Adhäsiv (z.B. Optibond FL)
- b) Schmelz- & Dentinkonditionierung → Primer & Adhäsiv („self-priming Adhäsiv“) (2x
- auftragen) (z.B. Prime and Bond NT, 1Flasche)
- c) Schmelz- & Dentinkonditionierung → Primer & Adhäsiv („self-priming Adhäsiv“) (1x
- auftragen) (z.B. One Step, 1Flasche)
- 3. Adhäsivsysteme ohne separate Ätzung (1-2 Schritte)
- a) Schmelz- & Dentinkonditionierung & Primer („selfetching Primer“ zum Anmischen, 2
- Flaschen) → Adhäsiv (z.B. Clearfil Liner Bond 2V)
- b) Schmelz- & Dentinkonditionierung & Primer („selfetching Primer“ gebrauchsfertig, 1
- Flasche) → Adhäsiv (z.B. AdheSE Optibond Solo Plus)
- c) Schmelz- & Dentinkonditionierung & Primer & Adhäsiv („self-etching/self-priming
- Adhäsiv (zum Anmischen, 2 Flaschen) = „All-in-One“ Adhäsiv (z.B. Adper Prompt L-Pop
- Une Up-Bond F)
- d) Schmelz- & Dentinkonditionierung & Primer & Adhäsiv („self-etching/self-priming
- Adhäsiv (gebrauchsfertig, 1 Flasche) = „All-in-One“ Adhäsiv (z.B. Xeno V i-Bond)
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4. Moleküle in selbstätzenden Adhäsivsystemen? (VL 2, S. 27)
- - selbstätzende saure Designer-Monomere (Maleinsäure 4%)
- - Co-Monomere
- - Cross-Linker (Vernetzer)- Bis-Acrylaminde
- - Photoinitiatoren
- → Wo bleibt die Säure?
- - Pufferung durch gelöste Mineralien
- - Verbrauch der Säure
- - Integration ins Polymerisationsnetzwerk/die Hybridschicht
- - Verdunstung
- → Wie sind die sauren Designer-Monomere aufgebaut?
- - polymerisierbare Gruppe
- - Spacer mit hydrophilen Seitengruppen
- - saure Gruppe
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5. Was sind Vor- und Nachteile selbstätzender Adhäsivsysteme? (VL 2, S. 28, 34f)
- Vorteile:
- - kein Überätzen möglich
- - kaum postoperative Hypersensibilitäten
- - Ein- bis Zweiflaschensysteme:
- → kein Durcheinanderkommen
- → einfache Handhabung
- → Zeitersparnis (v.a. bei Kindern vorteilhaft)
- Nachteile:
- - Studien weisen schlechtere Haftung (24 MPa bei Einflaschensystem, 41 MPa bei
- Zweiflaschensystem) im Vgl. zu total-etch-Systemen (54 MPa) nach (nicht bei
- Milchzähnen nachgewiesen) → z.B. geringer ausgeprägtes Ätzmuster
- - „steter Tropfen höhlt den Stein“ → mangelnde Hydrolyse-Stabilität vieler
- Komponenten im sauren Milieu
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6. Warum benötige ich bei selbstätzenden Adhäsivsystemen kein Phosphorsäuregel?
- Was für eine Stoffgruppe erlaubt es, auf Ätzgel zu verzichten? (VL 2, S. 27)
- (Adhäsivfibel S. 53)
- „Self-etch-Primer (Primer mit z.B. 4%iger Maleinsäure) lösen die Schmierschicht auf
- und besitzen genügend Azidität um auch das unter der Schmierschicht befindliche
- Dentin oberflächlich zu demineralisieren.“ (→ übernehmen quasi selbst die Aufgabe der
- Dentinkonditionierung, nämlich smear layer zu lösen und Kollagen/Dentintubuli freizulegen)
- - saure Designer-Monomere
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7. Lösungsmittel in Optibond FL (Adhäsivfibel, S. 59) (VL 2, S. 21)
- Wasser und Alkohol → Vorteil: kein Rewetting notwendig
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8. Zahntrauma (kompliz. Kronenfraktur) (VL 4, S. 35) (Memorix, S. 341)
- (Hellwig/Klimek/Attin, S. 428)
- - komplizierte Kronenfraktur = Eröffnung der Pulpa
- - Prof. Hannig:
- → Weniger als 45 min offen: Desinfektion, direkte Überkappung (Schritte VL 4,
- S.27ff) (Anästhesie, Kofferdam, Kavitätentoilette mit CHX und
- Wattepellet/Blutstillung mit Kochsalzlösung möglich?, geringe Menge frisch
- angerührtes Ca(OH)2 bzw. Suspension (Präparat muss direkten Kontakt zur Pulpa
- haben, es darf sich kein Blutkoagulum zwischen Ca(OH)2 und Pulpa bilden,
- Abtupfen überschüssiger Feuchtigkeit (Wattepellet)), erhärtendes Ca(OH)2 -
- Präparat (Dycal/Kerr-life), Deckfüllung (Adhäsiv, Komposit / Aufbaumaterial, etc.)
- → Länger als 60 min offen (bis zu 24 h): (partielle) Vitalamputation → Abtragen
- von 1-2 mm Pulpengewebe mit sterilem Diamanten unter Kochsalzberieselung
- wegen mikrobieller Infiltration der offenen Pulpa → Blutstillung mit NaCl als Indikator
- (- Option MTA)
- - Pulpa < 2 h exponiert → direkte Überkappung
- - Pulpa < 48 h exponiert → partielle Pulpotomie (= Vitalamputation)
- - Anästhesie, Kofferdam
- - steriles Abtragen (steriler Birnendiamant/Martin-Access-Burr unter NaCl-
- Lösungberieselung) des Pulpendaches und 1-2 mm der koronalen Pulpa → Blutung sollte
- nach 5 min sistieren, falls nicht: totale Pulpotomie (Darstellung der Kanaleingänge,
- Blutstillung mit sterilen Wattepellets)
- - Applikation von MTA auf Pulpawunde, feuchtes Zellstoffstückchen drauf, prov. Verschluss
- (bakteriendicht!) nach min. 4 h (besser nächster Tag): Entfernung Zellstoff, Überprüfung
- MTA (durchgehärtet?) und definitive Versorgung
- ODER Kalziumhydroxid zur Versorgung der Pulpawunde
- - definitive Versorgung: bakteriendichter adhäsiver Verschluss (SÄT und Kompositaufbau)
- - falls größeres Frakturfragment vorhanden: adhäsive Befestigung des Fragmentes
- (Anprobe, ggf. Ausschleifen, SÄT Fragment und Zahn, Adhäsiv auf Fragment und Zahn,
- Applikation Flowkomposit, Reposition des Fragments, Lichthärtung, Entfernung aller
- Überschüsse)
- - Sensitest nach 3, 6, 12 Monaten
- - radiologische Kontrolle (Augenmerk auf Apex → Fortschreiten Wurzelwachstum am
- jugendlichen Zahn? Parodontitis apicalis?)
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9. Kariesdetektor (Hellwig/Klimek/Attin, S. 158) (VL 4, S. 3)
- - zur Kontrolle nach vermeintlich vollständiger Kariesexcavation: Benetzen des Dentins mit
- Detector → max. 10s Einwirkzeit → kräftig absprühen, denaturiertes Dentin bleibt angefärbt
- → Entfernung mit Rosenbohrer (ggf. alles nochmal wiederholen)
- - 1%ige Säurerotlösung („Sulforhodamin B“) in Propylenglykol
- - färbt Zone der Nekrose und Penetration an, aber NICHT Zone der Demineralisation, dead
- tracts, Zone der Sklerose und gesundes Dentin
- - Cave: Reizdentin/Fibrodentin wird auch angefärbt
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10. Diagnodent Prinzip (Hellwig/Klimek/Attin, S. 94) (VL 20, S. 11)
- - Laserfluoreszenzmessung
- - gepulstes Licht mit Wellenlänge 655nm (langwelliger Rotbereich), das 1mm tief in Zahn
- eindringt → dort wird das Licht von veränderter ZHS fluoresziert (Karies fluoresziert stärker
- als gesunde ZHS [„Porphyrinstrukturen“]) → damit ändert sich Wellenlänge und wird
- zurückgeworfen (Werte zwischen 0-99)
- - Werte 0-20: gesunder Zahnschmelz
- 20-30: Kariesverdacht, entweder mit Füllungstherapie oder Prophylaxe zu
- behandeln
- > 30: Dentinkaries
- - Oberfläche zuvor intensiv reinigen und trocknen, da Zahnstein und Plaque sonst Werte
- verfälschen
- - Anwendung, wenn Kariesverdacht, der visuell nicht 100%ig sicher abzuklären ist
- - eher zur Verlaufskontrolle/Kariesmonitoring
- - Sensitivität 0,17 – 0,87
- Spezifität 0,72 – 0,98 → hohe Spezifität
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