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Was meint der Begriff „Vektor“ in der Gentechnik?
Vektoren sind in der Gentechnik DNA-Moleküle mit best. Eigenschaften, die für die Übertragung von rekombinanter DNA auf einen Wirtsorganismus verwendet werden, zum Zweck ihrer Vervielfältigung. Vektoren werden deshalb auch „Genfähren“ genannt.
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Welche Eigenschaften muss ein Klonierungsvektor besitzen?
- Der Vektor muss vom Wirtsorganismus aufgenommen werden können
- Er muss sich innerhalb des Wirtsorganismus vermehren (replizieren) können
- Er muss relativ klein sein, aber relativ große Fremd-DNA-Moleküle aufnehmen können
- Der Vektor muss den Wirtszellen Eigenschaften vermitteln, durch die sie selektierbar werden (um rekombinante von nichtrekombinanten Wirtszellen zu unterscheiden)
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Selektionsmarker
- Antibiotikaresistenzen: für die positive Selektion der rekombinanten Zellen, weil sie resistent gegen ein Antibiotikum geworden sind
- Bildung von Toxinen: für die negative Selektion, weil die Toxinbildung die rekombinante Zelle abtötet
- Bildung eines Farbniederschlags durch eine enzymatische Reaktion: Negativselektion, weil die Farbreaktion in rekombinanten Zellen aufgrund der eingetretenen Mutation nicht stattfinden kann
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Arten von Vektoren
- Plasmide (Bakterien und Hefezellen)
- Virale Vektoren (Bakteriophagen und RNA- bzw- DNA-Viren)
- Phagemide, Cosmide (Bakterien und Bakteriophagen)
- BACs (bacterial artificial chromosomes, Bakterien)
- YACs (yeast artificial chromosomes, Hefezellen)
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Was sind Plasmide?
Plasmide sind kleine, ringförmige, doppelsträngige DNA-Moleküle, die natürlicherweise in Bakterien und Hefezellen vorkommen
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Natürliche Arten von Plasmiden
- Resistenz (R)-Plasmide: tragen Resistenzgene gegen antibakterielle Wirkstoffe wie Antibiotika oder Schwermetalle
- Fertilitäts (F)-Plasmide: tragen Transfer (tra)-Gene zur Übertragung des Plasmids während der Konjugation
- Colicin (Col)-Plasmide: tragen die antibakteriellen Colicin-Gene von E. coli, deren Proteine andere Bakterien abtöten
- Degradative Plasmide: tragen Gene, deren Proteine organische Subtanzen (Toluol, Salicylsäure) abbauen könnenVirulenzplasmide: tragen Pathogene, die Krankheiten bei anderen (Wirts-) Organismen auslösen können
- Zu den natürlicherweise vorkommenden Hefe- (eukaryotischen) Plasmiden gehören 2-Mikron-Ringe (auch 2-Mikrometer-Ringe genannt): selbstreplizierende, ringförmige DNA-Moleküle mit unbekannter Funktion
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Natürliche & zusätzliche Eigenschaften von gentechnisch hergestellten Plasmiden
- natürlichen Eigenschaften:
- Replikationsstartpunkt (ori bei bakteriellen Plasmiden, ASR bei 2-Mikron-Ringen)
- Antibiotikaresistenzen
- Zusätzlich:
- Polylinker (engl. multiple cloning site, MCS) für die gezielte Einfügung von Fremd-DNA
- Selektionsmarker (z.B. (unvollständige) bakterielle oder Hefe-Enzyme)
- Gensequenzen aus dem bakteriellen Chromosom (z.B. das lacI-Gen, das den LacI-Repressor codiert)
- nicht benötigte Sequenzen wurden entfernt (→ Verkleinerung der Plasmidgröße)
- Hefe-Plasmide wurden meist aus bakteriellen Plasmid- und 2-MikronRing-Anteilen zusammengesetzt, um sie auch in Bakterien (E. coli) vermehren und selektieren zu können = shuttle-Vektoren
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Arten von Vektoren
- Reine Klonierungsvektoren: dienen einzig der Klonierung eines fremden DNA-Fragments, besitzen einen Replikationsstartpunkt (ori), eine oder mehrere Antibiotikaresistenzen, einen Polylinker, der ggf. in das lacZ‘Gen (für die Blau-Weiß-Selektion) inseriert wurde
- Expressionsvektoren: dienen neben der Klonierung auch der Expression = Transkription und ggf. Translation des klonierten DNA-Fragments. Sie besitzen zusätzlich zu den Eigenschaften eines Klonierungsvektors (s.o.) einen bakteriellen oder HefePromotor mit einem Transkriptions- und ggf. Translationsstart (Ribosomenbindungsstelle), ein Terminationssignal (Terminator) und meist auch das lacI-Gen (codiert den LacIRepressor) zur Induktion der Proteinexpression
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Limitierende Faktoren bei Vektoren
- Die Anzahl der Plasmid-Kopien pro Zelle → DNA-Menge, die gewonnen werden kann: es werden „high copy number“ Plasmide (50 – 1000 Kopien pro Zelle) von „low copy number“ Plasmiden (1-5 Kopien pro Zelle) unterschieden
- Größe der klonierbaren Fremd-DNA (rekombinanter DNA): in der Regel kann ein Plasmid insgesamt nicht größer als 10 bis 20 kb sein, weil es sonst instabil wird bzw. während der Isolierung zerfällt
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